Pünktlich zum Ramadan-Beginn sind wir in Trabzon. Mit Beginn des Fastenmonats Ramadan essen und trinken die Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts. Abends erfolgt dann das gemeinsame Fastenbrechen. An öffentlichen Plätzen gibt es ein kostenloses Essen. Überall sitzen die Menschen vor ihren gefüllten Tellern und warten auf den Sonnenuntergang. Wenn die Kanone ertönt und der Muezzin ruft, liegt das öffentliche Leben still und überall wird gegessen. Um das Spektakel selbst mitzuerleben haben wir uns mehrmals unter die Einheimischen gemischt.
Als Radler müssen wir während des Ramadan vorsichtiger sein. Wir stellen fest, dass der Fahrstil der Menschen zum Abend hin immer rücksichtsloser wird. Alle sind in Eile, müssen noch einkaufen und wollen rechtzeitig zum essen da sein. Dementsprechend schnell sind sie unterwegs.
Raus aus Istanbul kommt uns nur halb so grausam vor wie rein. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass wir mittlerweile abgehärtet sind, was den Verkehr angeht. Trotzdem wollen wir ziemlich zügig an die Schwarzmeerküste fahren und somit die Hauptverkehrsroute am Marmarameer entlang mit ihren vielen großen Städten umgehen. Die gewählte Route ist als Ausflugsroute im Sommer sicher sehr beliebt.
Nach überdurchschnittlich vielen Regentagen für diese Jahreszeit und wenig Pausetagen wollen wir in Istanbul ein paar Tage Urlaub von unserem Radelalltag machen. Wir müssen neue Kraft tanken für unsern langen Weg durch die Türkei und unsere Ausrüstung bedarf auch etwas an Pflege. Das wir dann eine Woche hier verbringen, war so nicht geplant.
Großstädte. Jede Stadt hat ja bekanntlich ihre Eigenarten. Skopje erinnert uns sehr an die kitschige Kopie aus griechischer Baukunst im Disneyland Format, gepaart mit etwas Wien, Prag und London. Wir können nur den Kopf schütteln. Wo kommt das ganze Geld her, das in den letzten Jahren hier vergeudet wurde? Wir können die Kritik verstehen, die das Städtebauprojekt "Skopje 2014" mit sich gezogen hat. Gerade die hohe Arbeitslosigkeit im Land passt einfach nicht zu einer solchen Verschwendung. Viele Mazedonier sind schon mal in Deutschland gewesen. Die Stadt Wuppertal fällt immer wieder in Gesprächen.
Auch fällt uns die Polizeipräsenz auf den Straßen auf. Aus der Ferne bekommen wir auch etwas von einer Demonstration mit.
Trotzdem genießen wir die kurze radelfreie Pause und die vielen Köstlichkeiten rund um den alten Basar.
Für uns bestätigt sich immer mehr, dass es richtig war mit dem Rad aufzubrechen. Von unseren Rädern aus sehen und erfahren wir viel mehr von der Bevölkerung. Wer immer nur die Großstädte mit Flugzeug, Bus oder Bahn besucht, sieht nicht viel vom eigentlichen Land.