Direkt nach der georgischen Grenze folgt der erste Strand, wir zögern kurz, können aber nicht widerstehen. Unzählige Frauen im Bikini. In der Türkei haben wir, wenn überhaupt, nur Jungs schwimmen sehen. Wiedermal ein krasser Kulturenwechsel. Das Wasser ist überraschenderweise sehr sauber. Bis jetzt war das Schwarze Meer meist wirklich schwarz und dreckig gewesen.
Die Straße nach Batumi ist in einem deutlich schlechteren Zustand als auf der türkischen Seite. Überall laufen Kühe kreuz und quer über die Fahrbahn, auch vom Hupen der Autos lassen sie sich nicht beeindrucken. Diese gehören wohl zum georgischen Straßenbild dazu. Wir wurden schon mehrfach vor der riskanten Fahrweise der Georgier gewarnt. Diese lernen wir tatsächlich vor allem in den Großstädten rund um Batumi und Tiflis kennen. Gebremst wird hier nur zum Anhalten. Kein Wunder, dass jedes zweite Auto ohne Stoßstange durch die Gegend fährt.
Am Ortseingang von Batumi brechen Andi gleich zwei Speichen. Pech oder Glück? So verbringen wir noch einen schönen Abend in der Stadt, der so eigentlich nicht geplant war. Auf dem Radweg entlang der Uferpromenade gelangen wir problemlos in die Stadt. Es gibt unzählige Hotels und wir werden nicht nur einmal auf der Straße angesprochen ob wir ein Hotel brauchen. Hier ist alles auf Tourismus ausgelegt.
Nach den letzten Wochen auf dem Küstenhighway freuen wir uns, dass es jetzt endlich in die Berge geht. Nach etwas Abwechslung haben wir uns schon die ganze Zeit gesehnt. Direkt nach Batumi werden wir erstmal vom Besitzer eines Supermarktes eingeladen und bekommen gleich den ersten Selbstgebranten vorgesetzt. Das haut rein! Sichtlich beflügelt geht es in Richtung Goderdzi Pass der auf 2025m liegt. An einer der vielen historischen Brücken entlang des Flusses schlagen wir unser Zelt neben dem von Alba und Ricard, zwei spanischen Radlern auf. Diese können uns gleich ein paar Tipps für die Weiterfahrt mitgeben, da sie schon deutlich länger unterwegs sind.
Bis Khulo geht die Straße noch asphaltiert, aber teilweise schon sehr steil den Berg hinauf. Ab dann geht es mit der Dirtroad los. Bis zum Pass erinnert der Weg eher an ein ausgetrocknetes Flussbett. Auf Grobschotter geht es teilweise sehr steil hinauf. Die Landschaft ist grandios und entschädigt für den mühsamen Anstieg. Die Baumgrenze ist schnell erreicht und schon bald überschritten.
Immer wieder fahren voll besetzte und bis obenhin beladene Transporter an uns vorbei. Wo andere Fahrzeuge schlapp machen, kommen die Georgier mit ihrem Ford-Transit immer noch hoch. Wir können einfach nur staunen. Viele Fahrzeuge stammen der Beschriftung zu urteilen offensichtlich aus Deutschland. Installateure, Fliesenleger… Alle möglichen Firmenanschriften zieren die Fahrzeuge in ihrem zweiten Leben.
Oben angekommen treffen wir vier Polen, welche mit ihrem mini Auto und einem Begleitfahrzeug auf dem Weg nach Wladiwostok sind. Sie drehen eine Dokumentation, wie ihr kleines Auto den mühsamen Weg bestreitet. Nicht nur wir hatten somit Spaß mit der Strecke
Auf der Abfahrt können wir nicht schneller als 10 km/h auf dem Schotter fahren. So können wir aber die Landschaft erst richtig genießen. Irgendwo hat sich meine Sandale von der Vorderradtasche verabschiedet. Welch ein Ärgernis, jetzt wo es warm wird. Wir überlegen noch, ob wir zurückfahren sollen, aber nochmal die Dirtroad hoch? Lieber nicht!
Von Minadze nach Aspindza entschließen wir uns auf Grund eines Radschilds spontan eine Nebenstrecke zu fahren. Die Einheimischen halten uns eh schon für verrückt. Wir haben einen sagenhaften Blick über die Berge hinunter ins Tal. Die lange Abfahrt macht aber aufgrund des Grobschotters wirklich keinen Spaß zu fahren. Hier wünschen wir uns unsere Mountainbikes als Spielgefährten.
Bei Vardzia erwartet uns eine beeindruckende Höhlenstadt, welche hoch über einen Fluss in den Felsen gehauen wurde. Wir sind begeistert von den vielen Höhlen und in den Fels geschlagenen Gängen. In der Vergangenheit wurde diese Höhlenstadt als Kloster und Zufluchtsort für religiös Verfolgte genutzt. Heute tummeln sich Scharen von Touristen. Mit unseren Rädern sind wir wie immer eine Attraktion und werden gleich auf ein Bier eingeladen.
Ich hab mir wohl irgendetwas eingefangen und werde erst von Übelkeit und später von Durchfall geplagt. Vielleicht liegt es an der sehr fettigen und fleischlastigen, meist mit Koriander gewürzten georgischen Küche, die uns nicht wirklich begeistern mag. Wir kommen deshalb nur sehr langsam voran. Nach Akhalhalahi folgt eine Hochebene. Es ist toll hier oben, nur der Gegenwind macht uns ganz schön zu schaffen.
Es geht nicht mehr! Bei Ninotsminda legen wir einen Ruhetag ein. Ich erhole mich langsam wieder und wir beschließen weiterzufahren. Die Fahrt auf den Paravani Pass ist aufgrund des Sees und der Berge im Hintergrund einfach nur grandios, aber noch einmal weit über der 2000 m Marke. Angesichts der letzten Tage ist es für mich eine Quälerei. Ich bin immer noch nicht wieder fit und wir müssen eine Pause nach der anderen einlegen. Mehr als 60 km schaffen wir einfach nicht am Tag. Oben auf dem Pass leben einige Normaden mit ihren Kuh- und Schafsherden. Es hat ein bisschen was vom Wilden Westen, wenn sie hier durch die Landschaft mit ihrer Herde auf Pferden reiten.
Überall in Georgien werden wir mit „Hello“ begrüßt. Dies ist leider meist das einzige Wort auf Englisch das gesprochen und verstanden wird. Umso ärgerlicher ist es, dass wir kein Russisch können dies würde vieles vereinfachen. Auch könnten wir dann mehr über die Menschen erfahren. So bleibt uns nur die Kommunikation mit Händen und Füßen.
In Richtung Tiflis verlieren wir immer mehr an Höhe. Waren die Temperaturen noch auf über 2000m Höhe wirklich angenehm, so wird es jetzt unerträglich heiß. Wir wollen am liebsten umdrehen und wieder zurück in die Berge. Es ist Wochenende und viele Ausflügler sind unterwegs. Das heißt leider für uns dichter Verkehr und noch weniger Platz als eh schon auf der Straße ist.
In Tiflis steht Erholung auf dem Programm. Ich muss wieder fit werden für die Höhenmeter in Armenien. Wir haben gelesen, dass es dort noch mehr hoch und runter geht. Die Hitze macht und ganz schön zu schaffen. Tiflis ist einen sehr schöne Stadt und wir hätten gerne noch ein paar Tage oder vielleicht auch Wochen hier verbracht. Aber Trabzon hat uns Zeit kostet und wir wollen unbedingt vor dem Winter über das Pamirgebirge nach China fahren. Unseren letzter Abend verbringen wir auf der Festung oberhalb der Stadt, natürlich wie es sich in Georgien gehört mit einer Flasche Wein. Wir können nicht aus Georgien raus fahren ohne georgischen Wein getrunken zu haben.
Die Hitze hat auch etwas sehr praktisches. Unsere Wäsche, die noch am Morgen triefend nass war, ist nach der Mittagspause bereits trocken.
Die Einkaufsmöglichkeiten sind hier etwas anders als wir es von zuhause kennen. Fast jedes kleinere Dorf hat einen Dorfladen. Hier gibt es das Nötigste und das war’s dann auch. Supermärkte, die den Namen auch verdienen, gibt es nur in den großen Städten. Die Preise sind aber nicht wirklich günstiger, als in den kleineren Märkten auf dem Land. Angeboten werden hier hauptsächlich russische und deutsche Produkte. Regionales ist eher weniger vertreten. Eine beliebte Marke in diesen großen Läden ist gut und günstig von Edeka, was hier das Premiumsegment darstellt.
Auf Grund des heißen Wetters wird es Zeit unseren Tagesrhythmus umzustellen. Wir versuchen möglichst um 6 Uhr schon auf den Rädern zu sein, was uns aber nur mit mäßigen Erfolg gelingt. In der sehr langen Mittagspause kochen wir dann etwas, trocknen Wäsche, arbeiten an der Website oder ruhen uns einfach nur aus. So haben wir Zeit um abends länger fahren zu können. Wir denken an den Iran und das wir dort zur heißesten Zeit seien werden. Bei dem Gedanken tropft uns der Schweiß von der Stirn. Aber erstmal sind wir noch in Armenien unterwegs, mit hoffentlich angenehmen Temperaturen in den Bergen.