
Sieben Monate waren wir jetzt in Nordamerika. Auch wenn Mexiko geografisch gesehen dazu gehört, finden wir uns doch in einer anderen Welt wieder. Das nicht nur, weil plötzlich Spanisch gesprochen wird. Mit viel zu viel Gepäck nehmen wir die Herausforderung an die Baja Divide, off-road von Tecate nach La Paz zu fahren. Dies machte uns zu Experten in Sachen schieben und sich gegenseitig motivieren. Vom staubigen Norden packten wir es zum pazifischen Ozean, waren mit Fischern draußen zum Fischen, wurden von allen möglichen Kaktusarten gepikst und verbrachten Weihnachten am Strand, typisch deutsch mit Lebkuchen, Glühwein, Stollen und selbstgemachten Plätzchen.
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We spent seven month in North America. Even when Mexico is geographically part of it we were faced with a completely different world. That isn’t only because the language changed. With way to much stuff, we faced the challenge of riding the Baja Divide, off-road from Tecate to La Paz. This made us too experts in hike a bike and motivating each other. From the dusty north we made it to the Pacific Ocean, went out fishing with fisherman, got pricked by different variety of cacti and spent Christmas on the beach typical German like with gingerbread, glühwein, stollen and selfmade cookies.
Immer wieder hat es geheißen, Mexiko ist viel zu gefährlich. An der Grenze kommen wir mit einem US-amerikanischen Grenzbeamten ins Gespräch, dieser ist völlig begeistert von Mexiko und den Mexikanern und prophezeit uns eine schöne Zeit. Das ist doch mal ein guter Einstieg. Wenigstens einer der wirklich schon einmal in Mexiko war und uns nicht davon abrät die Grenze zu überqueren.
Die Beamten auf mexikanischer Seite sind freundlich und hilfsbereit, selbst mit unseren homöopathischen Spanischkenntnissen. Die Menschen lächeln uns zu. Das erste was auffällt, ist das die Straßen viel lebendiger sind. Menschen sitzen draußen, Kinder spielen im Park und Hunde streunen durch die Straßen. Wie immer in einem neuen Land stehen als erstes ein paar Erledigungen an. Geld wechseln, Simkarte kaufen, Einkaufen, Wasserflaschen auffüllen.... es ist ziemlich spät als wir Tecate verlassen und bereits dunkel, als wir von der Hauptstraße auf den kleinen Seitenweg Weg abbiegen, wo wir nach einigen Kilometern Fahrt in Dunkelheit einen Platz fürs Zelt finden. Erster Tag in Mexiko und wir haben unsere Prinzipien nicht bei Dunkelheit zu fahren bereits über den Haufen geworfen. Ab jetzt versuchen wir vorsichtiger zu sein.

Wir sind auf der Baja Divide unterwegs, eine Mountainbike Strecke die sich einmal über die niederkalifornische Halbinsel schlängelt und 2015/16 von Nicholas Carman und Lael Wilcox ins Leben gerufen wurde. Da die Strecke fast überwiegend Off - Road geht, werden 3“ breite Tubeless Reifen mit Pannenmilch empfohlen. Uns ist bewusst, dass unsere Räder so überhaupt nicht den Empfehlungen entsprechen. Trotzdem wollen wir es probieren wenigstens ein paar Teile der Strecke zu fahren. In Tecate haben wir deshalb noch schnell Pannenmilch besorgt und wenigstens unsere Vorderradreifen zu einem mit etwas mehr Profil getauscht. Von 3“ Reifen sind wir trotzdem weit entfernt. Zudem sind wir bepackt wie zwei Esel mit all dem Wasser und zwei zusätzlichen Mondial Reifen im Gepäck.
Wir kämpfen die ersten Tage gegen den extremem Gegenwind. Sand wirbelt uns ins Gesicht, immer wieder werden wir von den Rädern herunter geweht. Unser Mittagessen gibt es nur mit Sandbeilage. Die meisten Häuser und Farmen sind verlassen. Die wenigen Leute die wir treffen sind freundlich. Ein Autofahrer bietet uns an uns mit zu nehmen. Zwei Tage soll der Wind noch so bleiben. Wir lehnen dankend ab.
Der Norden ist äußerst beliebt bei Motorcrossfahrern und da Wochenende ist scheinen einige einen Kurztrip von den USA über die Grenze zu machen. Die Baja California ist ein beliebter Ort für Off-Road Motorrad oder Autofahrer, und das zuhause einiger Rennen, das bekannteste davon ist die Baja 1000. Ein Autorennen, dessen Wegweiser wir in den nächsten Wochen immer wieder kreuzen. Häufig hinterlassen die Rennen jedoch zerstörte oder zumindest beschädigte Straßen, was es vor allem für die Einheimischen nicht immer einfach macht.
Unser erstes Ziel ist die Küste. Ein paar steinige und steile Abfahrten sind dabei. Machbar wenn auch langsam. Nach fünf Tage erreichen wir das erste Mal, seitdem wir Anchorage verlassen haben, den pazifischen Ozean. Die Szenerie ist beeindruckend. Wir können uns kaum aufs fahren konzentrieren und halten ständig an.
Wir folgen der Küste in einem endlos erscheinenden auf und ab. Nein, selbst die Küstenwege auf der Baja sind alles andere als flach.
Wir finden einen schönen Zeltplatz direkt an der Küste. Wellen schlagen in die Brandung und wir sehen Delphine. Stellen zum zelten auf der Baja gibt jede Menge.
Die Vegetation an der Küste ist einzigartig und bei genauen hinsehen entdeckt man neben den blühenden Agaven noch viel weitere kleine Pflanzen die das Küstenklima mögen.
In Colonet treffen wir Jesus, ein einheimischer Mountainbiker, der uns mit der Routenplanung weiterhilft. Die eigentliche Route der Baja Divide macht einen Schlenker in die Berge um dann wieder zurück an die Küste zu kommen. Etwas was für uns absolut keinen Sinn macht, wir müssen nicht jeden Schwachsinn mitmachen. Jesus versteht den Sinn der Route auch nicht und empfiehlt uns lieber an der Küste entlang zu fahren, was wir dann auch machen.
Die MEX 1 bildet die Hauptverkehrsader der Halbinsel und abgesehen zu Off-Road strecken die einzige Verbindung zwischen dem Norden und Süden. Die Städte entlang der MEX 1 sind laute, dreckige, stinkende Löcher. Der Verkehr rollt mitten durch den Ortskern. Um nach Vicente Guerrero zu kommen müssen wir ein Stück über den Highway fahren. Es herrscht unheimlich viel Verkehr und keinerlei Seitenstreifen auf der eh schon viel zu engen Straße. Der Asphalt ist übersät mit Löchern und erinnert eher an ein Spinnennetz. Trotzdem wird viel zu schnell gefahren und überholt. Ich bin froh als wir nach 15 km wieder runter sind. Keine MEX 1 mehr bitte, zumindest nicht hier in der Region.
Die Gegend ist geprägt von Agrarkultur. Überall reihen sich weiße Gewächshäuser aneinander. Tomaten und Himbeeren entdecken wir für den Export. Wo kommt nur all das Wasser her, welches für die intensive Bewässerung benötigt wird? Abgewirtschaftete Felder hinterlassen tote Erde in der eh schon sehr trockenen Region.
Die eigentliche Herausforderung der Baja Divide ist der Wassertransport. Essen für 3-4 Tage einzupacken sind wir mittlerweile gewohnt, doch warum muss Wasser nur so schwer sein? Vor allem im Norden wo die Gegend extrem staubig und trocken ist und nur wenige Orte entlang der Strecke liegen heißt es für uns aufladen was geht und gut kalkulieren.
Die Auswahl an Lebensmitteln in den Dörfern variiert stark. Tortillas, Nudeln, Salsa, Kekse und selbstverständlich Cola finden wir in jedem noch so kleinen Dorfladen. Da wir nicht viel durch Städte kommen gibt es nur wenige Essensstände.
Hinter San Quintin wird es noch mal richtig sandig. Wir schieben diesmal lange. Über glitzernde Salzwiesen geht es dann doch wieder mit fahren und wir kommen dem Meer ganz nah. Am Strand entscheiden wir uns dann doch lieber für die Straße, kein durchkommen durch den weichen Sand.
Über eine Dirt Road geht es zurück in die Berge. Immer wieder müssen wir schieben, da es entweder zu steil, zu steinig, zu sandig oder alles drei zusammen ist. Wir klettern von einem Tal ins nächste. Die Landschaft wandelt sich. Mehr und mehr Kakteenarten tauchen am Wegesrand auf. Jetzt heißt es besonders vorsichtig sein, denn es wird stachelig. Ab jetzt ist nicht mehr die Strecke der Bremser, sondern wir selbst, weil wir ein Foto nach dem anderen machen.
Der mittlere Teil der Baja California ist für seine Bunte Kakteenvielfalt bekannt. Kakteen in unterschiedlichen Größen, Formen und Variationen. Besonders beeindruckend ist der riesen Cardòn Kaktus der bis zu 20m groß werden kann und schon eher an einen Baum erinnert, da sieht selbst Andi klein dagegen aus. Zelten zwischen all diesen Kakteen hat schon fast etwas magische, vor allen mit einem kleinen Lagerfeuer. Wir müssen nur höllig aufpassen nicht einen Stachel nach dem anderen mit den Reifen einzusammeln.
Durch das "Valle de los Cirios" zu radeln ist beeindruckend. Umgeben von hunderten Cirio oder Boojum Bäumen wie sie auch genannt werden. Keiner sieht aus wie der andere. Manche sind kunstvoll gebogen, andere wie ein Kronleuchter verzweigt. In Sachen Vielfalt hat die Baja California viel mehr zu bieten als nur puren Wüstensand.
Regen auf der Baja kann schnell in einem Desaster enden, wenn der Untergrund sich in eine klebrige Masse verwandelt. Wir geben Vollgas als die ersten Tropfen fallen. Da haben wir nochmal Glück gehabt. Am Abend als wir stoppen um das Zeltaufzubauen hat uns das Wetter wieder eingeholt. Trotz Regen ist der Untergrund am nächsten Tag noch gut fahrbar und wir beschließen weiter auf der Strecke zu bleiben. Eine Fehlentscheidung! Die Strecke ist sehr steinig und erinnert an ein ausgetrocknetes Flussbett, was für uns heiß schieben, schieben und nochmal schieben. Ein Gewitter braut sich in der Ferne zusammen und wir beschließen bei erster Gelegenheit runter auf die MEX1 zu fahren. Hier herrscht im Gegensatz zu unserem letzte MEX1 Erlebnis sehr wenig Verkehr.
Nach einem Abstecher nach Cartaviña sind wir wieder zurück auf der Strecke. Unsere Taschen sind voll mit Essen und Wasser für 3-4 Tage, denn es folgt die längste Sektion der Baja Divide ohne Einkaufsmöglichkeiten. Der Weg, gespickt mit steilen Anstiegen und Waschbrettpassagen, bringt uns wieder zurück an den Pazifik. Vor ein paar Tagen muss es hier heftig geregnet haben es sind immer noch ein paar matschige Passagen vorhanden. Da haben wir noch mal Glück gehabt.
Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir in San Jose del Faro an, einem winzigen Fischerdorf. Wir werden von einer bunten Truppe Fischer willkommen geheißen und zu Quesadillias und Garnelensalat eingeladen. Übernachten können wir in der Scheune nebenan. Am nächsten Morgen gibt’s ersteinmal Kaffee, Tortillas und Bratkartoffeln. Dann werden Langusten abgekocht. Camillo der zu Besuch ist spricht Englisch, was die Kommunikation deutlich vereinfacht. Unser Spanisch ist eine absolute Katastrophe. Die Fischer wollen heute noch zum Fischen raus fahren. Andi nutzt die Gelegenheit und fragt ob er mitfahren kann. Klar! So kommt es, das wir einen Tag unter Fischern verbringen. Gelassene Kerle, die das Leben genießen und stolz auf ihre Arbeit draußen auf dem Meer sind. Am Abend gibt es auf jeden Fall jede Menge Fisch zum braten.
Wir müssen uns ein wenig sputen. Für Weihnachten sind wir mit andern Reisenden in La Gringa verabredet, das auf der Golfseite der Halbinsel liegt. Kein leichtes unterfangen zumal wir mit ordentlich Gegenwind zu kämpfen haben, als wir die Pazifikküste wieder verlassen. Ob wohl es zur Misión Boja nur leicht bergauf geht, fühlt es sich mit dem Wind wie bei einer Bergetappe an. Die Misións Kirche wird leider nur noch einmal im Jahr zur Pilgerfahrt aktiv genutzt. Außer eine handvoll Farmen gibt es hier draußen nichts.
Bahía de los Ángeles ist ein keiner Touristenort und äußerst beliebt bei kanadischen und US-amerikanischen Rentnern und Aussteigern. Es ist schon dunkel, als wir am 23.12 an der deutschen Wagenburg am Strand von La Gringa eintreffen um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Da sind Irmgard und Klaus, die wir bereits beim Yellowstone Nationalpark getroffen haben, Ralf und Ute mit ihrem Albatros Unimog, mit denen wir in bereits in Kanada um die Wette gefahren sind, Petra und Stephan die mit ihrem Unimog Felix in Nordamerika unterwegs sind, sowie Laura und Heiri aus der Schweiz die mit ihrem grünen Sprinter schon in vielen Ländern unterwegs waren. Am Strand bei Sonnenschein verbringen wir entspannt Weihnachtsfeiertage zusammen. Letztes Weihnachten waren wir in China auf über 4000mh, irgendwo im nirgendwo mit einem zusammengewürfelten Weihnachtsessen. Dieses Jahr fühlt es sich schon fast heimisch an, als wir drei Tage mit Glühwein, Lebkuchen, Spekulatius, Christstollen und selbst gebackenen Plätzchen verwöhnt werden. Danke Aldi USA!
Am 26.12 kommt dann noch Holger hinzu, der mit seinem Rad wie wir in Richtung Süden unterwegs ist und selbst schon einige Jahre im Sattel sitzt. Wir beschließen gemeinsam weiter zu fahren. Weit kommen wir jedoch nicht. Beim Einkaufen werden wir von Chris und seiner Familie zum Muschel sammeln eingeladen. Warum nicht? So sehen wir sogar Delphine, die neben unserem Boot her schwimmen. Vollkommen ungeplant und wunderschön. Am Abend bereiten wir die gesammelten Muscheln auf dem Grill zu, super lecker! Die zweite Hälfte der Baja Divide kann kommen.
Unterwegs bis Bahìa de los Àngeles 33.534 km und 635 Tage
geschrieben von Steffi
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Werner Pfenning (Mittwoch, 18 April 2018 19:22)
Respekt, ihr zwei! Glühwein in Mexiko! Steffi, Dein Onkel Georg Helbig hält mich immer auf dem Laufenden, wenn wieder Neues im Blog steht. Super Bilder!
Nette Grüße aus Verne
Werner
Björn (Donnerstag, 19 April 2018 17:17)
Wow! Toller Bericht und wirklich super Fotos! Besonders schön finde ich die von den Fischern. Ihr habt ein gutes Auge für Details und Motivauswahl.
Ich habe in eurer "Ausrüstungsliste" gesehen, dass ihr mit einer Kompakten von Sony unterwegs seid. Bilder alle "out of the cam" oder nachbearbeitet?
Liebe Grüsse,
Björn
ride-worldwide@web.de (Freitag, 20 April 2018 23:06)
@Werner:Vielen Dank. Na da bist du ja immer bestens informiert :-) .
@Björn: Danke für das Lob. In dem Fischerdorf war es auch sehr spannend. Wir nehmen alle unsere Bilder im RAW-Format auf was so viel heißst wie sie sind noch nicht Entwickelt. Uns gibt das die Möglichkeit statt den vorgegebenen Algorithmus zur Entwicklung des Bildes selbst zu entscheiden wie der Kontrast, die Tiefe usw. sein sollten. In 98% der Fälle hat es sich damit getan. Leider fällt ab und an der Zoom der Kamera zu schwach aus, so das wir dan zuschneiden um etwas “digital zu zoomen“ . Wenn du noch weiter Fragen zum Thema hast schreib uns doch grad eine Mail. Darüber freuen wir uns immer. Info@ride-worldwide.com
alberto (Montag, 14 Mai 2018 06:44)
naja das spanisch wird euch auf dem rest der reise begleiten also ganz schnell lernen
das V ist spanisch ein stilles B ....zb reise Viaje gesprochen "biaje "
wenn man das nicht weiss ist das der erste schlimme fehler
was macht ihr ihr "un biaje por el mundo "wenn jemand fragt ..eine reise um die welt
die betonung liegt spanisch immer auf dem ende vom wort
ich helfe euch gern bei problemen
in zwei tagen bin ich wieder in Grossasse aber meist online
wenn ihr internet haben wollt dann sagt man
porfavor me pueden prestar wyyfyy in der form also lang ..gesprochen geschrieben sieht das anders aus
wifi die latinos sind ansich allle sehr lieb also kein problem
alberto (Montag, 14 Mai 2018 07:11)
jedes land durch das ihr kommt hat einen anderer mentalitet
in nicaragua und costa rica sind die menschen nicht sehr nett
in Kolumbien sind alle normalerweise super freundlich