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01. November 2017

USA III: Yellowstone - der Winter hält Einzug

Anfang September ging es für uns durch den Yellowstone Nationalpark. Vorbei an heißen Quellen und brodelnden Geysieren, begleiten uns Wapiti-Hirsche und Bisons. Nach einem Abstecher über den Beartooth Highway änderte sich das Wetter schlagartig. Wir lernen, dass Sommer und Winter in dieser Gegend fast nahtlos ineinander übergehen. Wie gut, dass wir unsere Winterhandschuhe bereits an die mexikanische Grenze vorausgeschickt haben. Die Flucht vor dem Wetter hat damit begonnen...

.....

In early September we went through the Yellowstone National Park. Passing past hot springs and geysers, accompanied by elks and bisons. After a detour over the Beartooth Highway, the weather suddenly changed. We learn that summer and winter in this area are almost seamlessly merges. Stupidly, we sent our winter gloves ahead to the Mexican border. The escaping from the weather has begun ...


Nachdem der Eimer Eiscreme uns wieder auf die Beine gebracht hat, fahren wir mit vollen Taschen zusammen mit Christina aus Kanada nach Twin Bridges, wo es ein Radlercamp und unsere erste Dusche seit Missoula gibt. Der Abschnitt ist Teil des TransAmerica Trail, DER Radroute schlechthin in den USA. So viele Radler haben wir bis jetzt nur in der Zeit in Missoula gesehen. „Yeah, TransAm bikers!“, ruft es immer wieder von der anderen Straßenseite. So sind wir einen Tag lang ein Teil der Rennrad-, Liegerad-, Tandem- und sonstigen Szene, die die US von Küste zu Küste durchquert.

Dass die letzten Tage über die CDT nicht spurlos an uns vorbei gegangen sind, merken wir beide an den schweren Beinen. Wir brauchen dringend etwas Pause und wollen den restlichen Tag etwas zum arbeiten am Laptop nutzen, doch offensichtlich haben wir unseren EU zu US Steckdosenadapter am Supermarkt in Dillon vergessen. Blöde Situation, da wir so unseren Laptop nicht nutzen können. Das Teil kostet zwar nur 1$, aber wo bekommen wir Ersatz her? Es kommt kein großer Ort mehr in nächster Zeit. In der Hoffnung den Adapter wieder zu bekommen machen wir uns am nächsten Morgen wieder auf zurück nach Dillon. Diese 80km Umweg hätten wir uns wirklich sparen können. Tatsächlich haben wir Glück und der Adapter steckt noch in der Steckdose.

Es ist Kerwe in Dillon. Neben unzähligen Fressständen und Fahrgeschäften ist der „County Fair“ ein, riesiges Erntedankfest, bei dem Landwirte aus der Umgebung ihre Ernte und Tiere zur Schau stellen. Wir können durch den Zaun der Rodeo Arena lugen, wo sich Cowboys und Cowgirls in verschiedenen Disziplinen messen. Die Reiter sind gerade damit beschäftigt eine Kuh mit dem Lasso einzufangen, um dann so schnell wie möglich eine Tasse Milch zu melken. Die spinnen, die Amis!

Wir verlassen Dillon wieder in der Mittagshitze, diesmal über Schotter. Endlose Felder und kein Schatten in Sicht. Wieder einmal ist alles eingezäunt. Ein kurzes unspektakuläres Stück geht es über die Great Divide, bevor wir in Richtung Yellowstone National Park abbiegen.

In West Yellowstone schlagen wir unser Zelt in einem Wäldchen neben dem Parkeingang auf. Es ist Andis Geburtstag, als wir noch vor Sonnenaufgang in den Park starten. „Watch out the big RVs, that’s the killers“, warnt uns die Rangerin am Eingang vor den Wohnmobilfahrern. Die meisten Leute schlafen noch oder genießen gerade ihr Frühstücksbuffet im Hotel. Doch kurze Zeit später bildet sich bereits der erste Stau, als eine Herde Wapiti-Hirsche neben der Straße durch den Fluss zieht.

Der Morgen hat schon fast etwas Mystisches. Überall raucht, dampft oder brodelt es. Yellowstone ist bekannt für sein einzigartiges Ökosystem mit heißen Quellen, spuckenden Geysieren, blubbernden Schlammtöpfen und Dampfbädern. Ein riesiger Wellnesstempel für unzählige Mikroorganismen. Entstanden durch einen Supervulkan, der unter der Erdkruste schlummert. Bei morgendlichen Temperaturen um die 0°C würden wir uns auch lieber in einen warmen Whirlpool legen. Doch Mittags ist es bereits wieder so warm, dass uns der Schweiß von der Stirn tropft.

Wir kommen mit John ins Gespräch, der lange Zeit in Österreich gelebt hat und in unserem Alter selbst in der Welt unterwegs war. Er kann nachvollziehen was es heißt mit geringem Budget zu reisen und wie prägend diese Erfahrung für seine Zukunft war. Da er keine Zeit hat mit uns Mittagessen zu gehen, schenkt er uns 20$. Wir sollen doch bei ihm in Salt Lake City vorbei schauen, wenn es sich ergibt. Verrückte Welt hier in den USA. Gestern vor dem Supermarkt ist uns so etwas ähnliches schon einmal passiert. Sehen wir wirklich so mitgenommen aus?

Die Leute sind unheimlich interessiert und ständig werden wir angesprochen. Doch leider passiert es uns auch immer häufiger, dass wir Menschen mit der schlichten Länge unserer Reise überfordern. Auch wenn wir bereits nur noch Alaska als unseren Startpunkt angeben. Aber spätestens bei der Frage nach den zurückgelegten Kilometern kommt die ganze Wahrheit ans Licht.

Wie es der Zufall will treffen wir Christina aus Kanada wieder, die mit ihrem Rad bereits eine Schleife durch den Park gedreht hat. Sie hat langsam die Schnauze voll von dem „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ und ist bereit für Mexiko. Doch wer sind die Amerikaner? Was bewegt sie? Was treibt sie an? Mein Kopf ist voller Fragezeichen, zu früh um jetzt schon an Mexiko zu denken. Wegen Straßenarbeiten geht es für uns erst einmal 5 Meilen nördlich auf der Ladefläche eines Baustellenfahrzeugs.

In Mammoth Hot Springs machen die Hirsche gerade die Stadt unsicher. Ein Parkranger hat alle Hände voll zu tun die Situation zu kontrollieren und den Verkehr zu regeln.

Die Kalkterrassen der Hot Spring erinnern uns an die von Baishuitai in China. Wir machen noch einen kurzen Abstecher zum Boiling River, um ein Bad im durch heiße Quellen gespeisten Wasser des Flusses zu nehmen. Nicht die beste Idee vor einem langen Radeltag. Unsere Muskeln fühlen sich an wie Wackelpudding, als wir bergauf strampeln.

Wir haben kurz nach Laborday und die drei Monate Schulferien sind vorbei. Ich möchte definitiv nicht in der Hauptsaison hier sein, wenn sich schon jetzt wegen jedem Bison gleich ein ganzer Stau am Straßenrand bildet und ein RV nach dem anderen sich an uns vorbei quetscht. Unsere Poolnudel, die wir vor ein paar Tagen am Straßenrand gefunden haben, wirkt Wunder. Kein Platz, kein überholen! Pahh... unser Erziehungshilfe wirkt.

Die ersten Bisons tauchen am Straßenrand auf. Ein vollkommen anderes Gefühl, die Tiere hier in freier Wildbahn und in großen Herden zu sehen, als Zuhause im Wildgehege des Käfertaler Walds.

Wir beschließen einen Abstecher zum Beartooth und Chief Joseph Highway zu machen. Irgendetwas Magisches zieht uns immer wieder in die Berge. Wir genießen die Aussicht nach getaner Arbeit, bevor es an die Abfahrt geht. Der Chief Joseph Highway führt uns nach Cody, innerhalb weniger Kilometer mitten in die Wüste. Essensvorräte gilt es aufzustocken, die perfekte Gelegenheit Andis Geburtstag mit einem kleinen Kuchen nachzufeiern. Mit vollen Taschen machen wir uns wieder auf in Richtung Park. Hinter der Stadt stoßen wir auf Irmgard und Klaus, Deutsche die, mit Reisemobil, wie wir Richtung Süden unterwegs sind. Wir kommen ins Gespräch und stellen fest, dass Irmgard lustigerweise die Patentante eines Freundes von uns ist. Die Welt ist doch ein Dorf.

Wieder zurück im Park erfasst uns ein Wetterumschwung. Wir merken schon, dass es kälter ist als die Tage zuvor. Heftiger Wind peitscht über den Yellowstone See, dunkle Wolken ziehen auf. Wir treten kräftig in die Pedale, doch der Wind ist stärker und wir verlieren gegen ihn. Patschnass fahren wir weiter nördlich. Die Autofahrer schert das Wetter wenig und sie heizen weiter an uns vorbei. Der Tag meint es nicht gut mit uns, als Andi auch noch wegen einem Platten die Böschung hinunter fährt. Ziemlich entnervt versuchen wir schnell den Schlauch zu flicken. Wenig später wieder ein Platten. Verflixt, da waren wohl zwei Löcher im Schlauch. Dann will auch noch unsere Pumpe nicht mehr. Heute ist wirklich der Wurm drin und keiner in Sicht, der uns erlösen will. Inzwischen ist es dunkel geworden. Die Anmeldung des Campingplatz hat bereits geschlossen, als wir durchnässt im Canyon Village ankommen. Wie gut, dass es auf allen Campingplätzen im Park sogenannte Hiker/Biker Sites gibt. Zeltplätze nur für Wanderer und Radler, die nicht vorher reserviert werden müssen und mit 5$ pro Platz entsprechend günstig sind. Die Hiker/Biker-Site in Canyon Village ist ein privater Betreiber und soll gleich über das dreifache kosten. Glücklicherweise liegt sie etwas abseits und wir schlagen einfach unser Zelt auf.

Die nächsten Tage werden wir wohl die Regensachen draußen lassen müssen, denn der Wetterbericht verspricht nichts Gutes. Nachdem wir den Vormittag die Aussichtspunkte des Yellowstone Fluss abgeklappert haben, fängt es am Mittag wieder an zu regnen. Ein Camper verspricht uns am Morgen mit Kaffee vorbei zu kommen, doch bei Schneeregen lässt sich keiner mehr blicken.

Zu blöd, dass wir unsere dicken und wasserdichten Winterhandschuhe in das Paket gepackt haben, das wir von Missoula aus in Richtung mexikanische Grenze geschickt haben. Eine unüberlegte Kurzschlussreaktion, die wohl der Hitze in Montana geschuldet war. Was wollen wir bitte mit den Handschuhen in Mexiko? Als Ersatz gibt es nur ein paar Plastiktüten über die dünnen Handschuhe.

Selbst bei Regen leuchten die Farben der Grand Prismatic Spring, an der sich die Menschen mit Regenschirmen tummeln. Für uns heißt es in Bewegung bleiben, sonst wird es kalt. Am Old Faithful Besucherzentrum versuchen wir uns etwas aufzuwärmen. Aber so richtig warm will es nicht werden. Old Faithfull ist es anscheinend auch zu kalt und außer einer kleinen Dampf Fontaine kommt nichts.  So ist unser Highlight an diesem Tag nicht der „alte Getreue“, sondern viel unbekanntere Attraktionen, der „Grotto-Geysir“ und der „Morning Glory Pool“.

Am nächsten Morgen haben wir tatsächlich Schnee auf dem Zelt. Der Winter hat Einzug gehalten. Die Winterlandschaft bezaubert uns, als wir dem Park den Rücken kehren und die schneebedeckten Gipfel um Grand Teton auftauchen. Insgeheim hatten wir gehofft, den Yellowston Park mal im Winter zu sehen, aber hätten nicht gedacht, dass der erste Schnee schon Anfang September fällt.

Eigentlich wollten wir im Grand Teton National Park ein paar Tage wandern gehen, aber der Wetterbericht für die nächsten Tage verspricht nichts Gutes. Naja, was solls, wir können nicht alles haben.

Jackson ist so ein Platz, an dem die Millionäre Platz für die Milliardäre machen müssen. In einem kleinen Supermarkt im Teton Village komme ich mir vor wie an einer Tankstelle in Alaska, wobei Alaska im Vergleich noch günstig war. Eine Frau überholt uns auf dem Radweg mit dem Fahrrad. Im Vorbeifahren beschimpft sie uns als sch... Demokraten... Etwas perplex, legen wir einen Gang zu und stellen sie zur Rede. Woraufhin sie nur noch ausfallender wird. Die erste Trump-Wählerin, die wir treffen. Wir haben uns schon gefragt, wer um alles in der Welt diesen Präsidenten gewählt hat? Bis jetzt haben sich unsere Gesprächspartner immer klar davon distanziert. Das Amerikaner nicht über Politik reden, kann ich nicht bestätigen. Oftmals ist es eines der ersten Dinge, die sie uns zu verstehen geben: Sie haben nicht Trump gewählt.

Wir geben noch einmal ordentlich Vollgas um weiter Richtung Süden zu kommen, bevor uns das Wetter wieder einholt. In Pinedale werde ich von Sarah angesprochen und keine halbe Stunde später sitzen wir zusammen mit ihrem Mann Matt und den drei Kindern in ihrem kleinen Haus beim Abendessen. Matt ist sehr aktiv in der hiesigen Kirche und Sarah unterrichtet ihre Kinder zuhause. Religion scheint hier, wie in vielen amerikanischen Haushalten, eine große Rolle zu spielen. Die Nacht verbringen wir in einem großen Indian Tipi im Garten der Familie. Es ist frostig draußen, immerhin liegt Pinedale auf über 2100m Höhe und ist nur 3 Monate im Jahr wirklich frostfrei. Ein Zeichen für uns noch einmal mehr Gas zu geben und in Richtung Süden weiter zu fahren, diesmal wieder über die Great Divide. Begleitet von zahllosen Kühen und Pronghörnern geht es in Richtung Wyomings Great Basin, die für uns einige Überraschungen bereit hält...

Unterwegs bis Pinedale 28.695 km und 537 Tage

 

geschrieben von Steffi

tagPlaceholderTags: USA II, Yellowstone, Grand Teton

Kommentar schreiben

Kommentare: 5
  • #1

    Werner (Montag, 06 November 2017 08:45)

    Nachträglich alles Gute zum Geburtstag und ich hoffe als Geburtstagsgeschenk gab es ein Autogramm von Yogi-Bär und Bubu

  • #2

    alberto (Montag, 13 November 2017 02:25)

    vorsicht ...je nach strecke und wetter kann es sogar in mexiko und mittelamerika
    jetzt im winter sehr kalt werden vor allem nachts
    und das bis etwa costa rica
    an der küste dürfte es warm sein ....im innenland geht es durchaus mal unter 0 grad
    oder nahe an die null grad
    zumindest in höheren lagen in mexiko
    also beim zelten gut ausrüsten ...die tropen in südamerika können nachts sehr kalt werden das wissen die wenigsten

  • #3

    alberto (Montag, 13 November 2017 02:35)

    also vorsicht die tage können zwar warm sein ,aber nachts kann es schweinekalt werden ....man holt sich da leicht eine grippe oder eine böse erkältung

  • #4

    Martin (Dienstag, 05 Dezember 2017 12:06)

    Hallo ihr zwei,

    geht es euch noch gut. Freut mich sehr, dass ihr so schöne Dinge erlebt:)
    Der Neid ist nach wie vor mit euch.
    Ist die Motivation nach so langer Zeit immer noch vorhanden?

    Viele Grüße aus der kühlen Heimat

    Martin

  • #5

    Steffi & Andi (Dienstag, 12 Dezember 2017 15:36)

    @Werner
    Danke Werner, der Yogi-Bär hat sich nicht blicken lassen. Zu feige.
    @Alberto
    Danke Alberto, wir hatten heute schon eine recht kühle Nacht aber alles im grünen Bereich. Unsere Ausrüstung ist noch lange nicht an der Grenze.
    Wir genießen jetzt noch ein bischen die Sonne.

    @Martin
    Hey Martin, schön das du so regelmäßig schreibst. Die Motivation ist auf jeden fall noch da. Wir haben unseren Rhythmus gefunden. Mexico ist jetzt noch mal eine schöne Abwechslung. Mal sehen was uns noch erwartet.

    An euch alle viele liebe und sonnige Grüße von der Baja California



Jodranien 700km durch die Wüste


Statistik

Weltreise 2016-2019

  • Tage unterwegs: 1205
  • Tage im Sattel: 641
  • gefahrene km: 50.160
  • Länder: 37
  • Platten: 67


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