
Wir haben gehofft mit dem Verlassen Kanadas auch den Rauch hinter uns zulassen. Weit gefehlt! Kein Himmel zu sehen in "Big Sky Country" in Montana. Auch die Great Divide langweilt uns zunehmend. Dazu kommt, dass wir mit unserer Ausrüstung auch kein Glück mehr haben. Schon wieder eine kaputte Kamera. Es ist zum verrückt werden. Wir brauchen erst einmal Urlaub. Das erste mal, dass uns jemand aus der Familie besucht. Welcher Ort ist für ein frisch verheiratetes Paar besser geeignet, ihre Flitterwochen mit uns zu verbringen als Las Vegas? Am Ende machen wir eine Tour rund um die Stadt, viel schneller als auf unseren Rädern.
By leaving Canada we hoped to escape the smoke of the wildfires, but there is no big sky to see in the "Big Sky Country" Montana. Also the Great Divide don't get better and bored us. Lately we don't have luck with our gear, again one Camera broke-down. What the hell is going on? It's time for holidays. The first time that a part of our familiy visit us. There wouldn't be a better place than Las Vegas for an newley married couple to spend there honeymoon with us. It turned out to be a road trip around the city, much faster as on bikes.
Nach dem erfolgreichen Grenzübertritt mit Visaverlängerung der Schock, irgendetwas stimmt mit unserer Kamera nicht. Der USB-Anschluss ist tot und die gesamte Ladeelektronik spinnt. Nicht schon wieder! Schon die dritte Kamera, die defekt ist. Böse Erinnerungen an Turkmenistan und Usbekistan kommen auf. Zumal die Actioncamera, mit der wir hauptsächlich Videoaufnahmen während der Fahrt machen, fast gleichzeitig den Geist aufgegeben hat. Andi sind ohne Werkzeug die Hände gebunden, zumal die eine Kamera noch kein Jahr alt ist. Die Sony Garantie greift aber nur in Europa, nicht in den USA.
Gibt es denn nichts mehr, was länger als ein Jahr hält? Nicht nur Elektronik ist ein großes Manko auf der Reise. Die Sachen halten einfach viel zu kurz. Alleine nur bei der Elektronik liegt der Zwischenstand seit eineinhalb Jahren bei zwei defekten Mp3 Playern, einem defektem Handy, drei defekten Kameras, einer defekten SD-Karte und unzähligen Kabeln und Kopfhörern, welche ausgetauscht werden mussten. Die nächsten Tage werden wir mit der Handykamera auskommen müssen, bis wir Ersatz bekommen. Auch alle andern Ausrüstungsgegenstände fallen langsam auseinander. Kaputte Reißverschlüsse, Löcher und Risse in der Kleidung. Meine Schlafmatte muss jetzt schon das zweite mal ausgetauscht werden. Es ist einfach zum Haareraufen. Nach einem Jahr Dauerbenutzung sind selbst die teuersten Produkte hinüber, weshalb wir ständig am reparieren und flicken sind. All dieses Austauschen oder Ersatz Beschaffen von Material kostet aktuell viel Zeit und Nerven. Vielleicht haben wir zu hohe Ansprüche an Produkte. Leider sind die meisten Sachen nur für den normalen Verbraucher konzipiert, der die Sachen drei- bis viermal im Jahr benutzt.
Langsam wird die Zeit knapp, denn für Anfang August steht ein seit langem geplanter Urlaub an. In Las Vegas sind wir mit Andis Bruder und Frau verabredet. Der erste Besuch aus Deutschland, auf den wir uns schon die ganzen Wochen freuen. Dass wir es nicht nach Vegas mit den Rädern schaffen, haben wir bereits in Alaska feststellen müssen und in weiser Voraussicht einen Flug von Missoula (Montana) gebucht. Am Ende bleibt keine Zeit mehr für einen Abstecher in den Glacier Nationalpark. Das Highlight, die „Goinig-to-the-Sun Road“ ist aktuell eh von Touristenscharen bevölkert. Es geht halt nicht immer alles auf einmal.
Auch wenn uns die Great Divide mittlerweile alles andere als großartig vorkommt, beschließen wir ihr trotzdem bis kurz vor Missoula zu folgen. Was wir uns einmal in den Kopf gesetzt haben, wollen wir zu Ende bringen in der Hoffnung, dass die überwiegend staubigen Forststraßen doch noch ein Ende haben. Immerhin sind einige Radler auf der Strecke unterwegs, was es dann doch interessanter macht. Zwar sind alle mit dem Rad unterwegs, doch ist jeder doch einzigartig. Der eine will die gesamte Strecke zur mexikanischen Grenze radeln, der nächste nur einen bestimmten Abschnitt. Wir kommen uns vor wie auf einer Fahrrad- oder Outdoormesse. Von Klapprad über vollgefedert, nagelneue oder 15 Jahre alte Räder, schwerer Stahlesel oder leichter Carbonflitzer. Über leichtgewichtige Hightechausrüstung bis hin zu robuster Militärausrüstung. Es ist alles dabei. Zusammen mit anderen Radlern zelten wir zusammen am Seeley Lake, einem der sonst zu teuren Zeltplätze. Eigentlich sehen wir hier in den USA keinen Grund auf Zeltplätze zu gehen, die außer Plumpsklos nichts zu bieten haben, aber zusammen macht es einfach Spaß.
Wir haben gehofft den Waldbränden aus British Columbia zu entkommen. Doch hier in Montana sieht es bei immer dichter werdendem Rauch nicht besser aus. Ausgerechnet der Teil der Great Divide, in dem wir einen der wenigen Singletracks erwartet haben, ist wegen aktiver Feuer gesperrt. Weiter geht’s auf der Straße. Viel Verkehr, kein Seitenstreifen und auf der engen Straße wird viel zu schnell gefahren. Was den Verkehr angeht, sind wir wirklich sensibel geworden. Ich bin einfach nur froh, als wir an der Kreuzung zu Missoula ankommen und wenigstens wieder einen breiten Seitenstreifen haben. Der Großteil der amerikanischen Autofahrer wissen leider nicht, wie sie mit Radfahrern umgehen sollen, umso mehr hoffen wir, dass alle Radler diesen Abschnitt unbeschadet überstehen.
In Missoula kommen wir bei unserem Warmshowers Gastgeber Bruce unter, der sein Haus und Garten mit mehreren hundert Radlern im Jahr teilt. Zwischenzeitlich sind wir zehn Radler, die im Garten zelten oder im Wohnzimmer schlafen. In Duschanbe in Tadschikistan hatten wir mit Veros Home schon einmal so etwas erlebt. Aber gerade hier in den USA, wo Menschen sich hinter Privat und Zutritt verboten-Schildern verstecken, ist dies ein einzigartiger Platz. Danke, dass es Menschen wie Bruce gibt, die uns bei sich unterkommen lassen.
Wir lassen unsere Räder in Missoula stehen, per Flieger geht es in das fast 1000 km entfernte Las Vegas. Nach einer kurzen Nacht am Flughafen treffen wir Christian und Caterina. Am Vorabend haben wir deren Hochzeit in Deutschland noch live via Skype verfolgt, nun verbringen die beiden die ersten Tage ihrer Flitterwochen mit uns in Vegas und Umgebung. Lange hält es uns nicht in der Stadt. Nachdem wir uns am Abend noch die Bäuche bei einem der super günstigen 2 für 1 Buffet vollgeschlagen haben, geht es raus aus Vegas. Mit dem Auto erkunden wir das Valley of Fire, Zion Canyon, Red Canyon und Bryce Canyon, bevor es wieder zurück nach Vegas geht. Zwischendurch genießen wir bei Page eine Runde im Lake Powell schwimmen zu gehen.

Es geht alles viel zu schnell und unsere Köpfe kämpfen darum all die Eindrücke aufzunehmen. Das Radfahren hat uns sensibel gemacht, nehmen wir auf dem Rad unsere Umwelt und deren Veränderung nahezu ungefiltert war. Jetzt hüpfen wir von einem beeindruckenden Ort zum nächsten und waren doch nicht wirklich dort gewesen. Die Autofahrt bestätigt uns nochmal darin, dass es für uns besser ist mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Die Reise hat uns wohl doch stärker geprägt als wir gedacht haben.
Bevor die Beiden weiter nach Kanada fliegen, verbringen wir den Abend auf dem Strip. Circus-Circus, Klein-Venedig, Wasserspiele und der Eifelturm lassen uns vergessen, dass wir immer noch in der Wüste sind. Doch das ganze Glitzer und Glamour rund ums Geld macht uns nicht wirklich an. Beim genauen Hinsehen ist nicht alles Gold was glänzt. Die Tage mit den beiden vergehen wie im Flug und schon müssen sie auch schon wieder in den Flieger steigen. Hoffentlich besuchen sie uns nochmal. Vielleicht in Südamerika.
Mit Sheldon von Warmshowers verbringen wir unsere letzten zwei Tage in Las Vegas. Er kennt sich bestens aus in der Stadt, weiß genau wo und wann er mit uns sein muss und wo wir Geld sparen können oder erst gar keins ausgeben brauchen. Zusammen besuchen wir die Magic Show von Mike Hammer und genießen eine Tour durch das Downtown von Vegas, wo Straßenkünstler jeden Abend auf ein Neues versuchen, Geld zu verdienen. Wer weiß, vielleicht kommen wir auf dem Weg nach Süden nochmal zurück nach Vegas. Sheldon und das All you can eat Buffet für hungrige Radler sind definitiv zwei Gründe dafür.
Wieder zurück in Missoula hat sich am Wetter leider nichts geändert. Aus dem Flieger waren die leuchtend roten Glutnester der Feuer zu sehen und der Rauch über der Stadt ist eher noch dichter geworden. Bevor es weitergeht, stehen noch ein paar Arbeiten an den Rädern an. Außerdem müssen wir noch auf ein Päckchen mit einer neuen Schlafmatte warten.
Langweilig wird es uns auch hier nicht. Missoula ist eine Studentenstadt mit vielen kleinen Brauereien, Konzerten oder Veranstaltung. Außerdem ist hier der Sitz von Adventure Cycling, der Radfahrorganisation in den USA. Hier gibt es nicht nur kostenloses Eis und Getränke für Radler, sondern auch alle möglichen Informationen. Wir lassen unsere voll bepackten Räder wiegen. Trotz Essen für eineinhalb Woche, vollen Wasserflaschen und 1 Liter zusätzlichem Sprit liegen beide Räder zusammen noch unter 100kg. Klar könnten wir noch weitere Dinge reduzieren, aktuell sind wir aber der Meinung ein optimales Verhältnis zwischen Gewicht und Komfort erreicht zu haben.
Und dann ist da noch Free Cycle, eine öffentliche Fahrradreparaturwerkstatt, in der hunderte gebrauchte Räder und Teile auf einen neuen Besitzer warten. Hier darf jeder selbst an seinem Rad schrauben oder bekommt gezeigt, wie es geht. Gegen eine kleine Spende finde ich einen Stollenreifen für mein Vorderrad, der sicherlich etwas mehr Grip im Gelände hat als mein Mondial. Auch wenn ich den „alten“ Reifen nur ungern tausche, da er selbst nach 26.000 km noch gut aussieht und noch keinen Platten hatte. Die nächsten Tage nach Missoula wird der Reifen noch goldwert sein, denn es geht über die CDT, der Continental Divide Wanderweg.
Unterwegs bis Missoula 27.007 km und 487 Tage
geschrieben von Steffi
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Hannelore und Rolf (Donnerstag, 12 Oktober 2017 20:44)
Wir lesen seit vielen Monaten Eure Reiseberichte die beeindruckenden Bilder.
Natürlich wurde Eurer Block auch schon an Freunde, welche sich für solche Touren interessieren weitergeleitet.
Jetzt wollte ich euch nur einen kleinenGruß aus Eurer alten Heimat schicken.
Dank Eures Blocks haben wir auch von der Hochzeit von Christian erfahren.
Schön das Ihr ein paar Tage zusammen war. Wünschen Euch weiterhin eine
interessant Tour.Wir freuen uns schon auf die nächsten Berichte.
Liebe Grüße Hannelore und Rolf
Ute & Ralph (Sonntag, 15 Oktober 2017 01:44)
Hallo Ihr 2,
Erinnert ihr euch noch an den Albatros (Unimog), der in Northern British Columbia mit der Schnecke (MB) um die Wette gefahren ist ���?
Gerade habe ich eure Seite entdeckt. Ich hatte zwar noch keine Zeit, die Berichte zu lesen, wollte aber auf jeden Fall schon mal einen Gruß für euch da lassen. Wir bewundern euch immer noch. Das Schneckerl Team hat erzählt, das ihr im Winter auch auf die Baja wollt. Vielleicht sehen wir uns dann ja nochmal. Ansonsten euch weiterhin eine gute Fahrt.
Wir können unseren Blog im Moment nicht aktualisieren, hoffen aber, dass das bald auch wieder geht. Vielleicht wollt ihr ja auch mal bei uns reinschauen.
LG ... Ute, Ralph und Albatros
Steffi & Andi (Montag, 16 Oktober 2017 19:26)
Hallo Ute, hallo Ralph, klar erinnern wir uns noch an das kleine “Rennen“ mit euch ☺ Leider seit ihr dann weiter Richtung Westen und wir nach Osten, aber vielleicht sehn wir uns im Dezember auf der Baja. Wundern würde es uns nicht. Bis dahin gute Fahrt mit Albatros und liebe Grüße aus Canyonlands... Steffi & Andi
Ken and Kitty Taghon (Sonntag, 03 Dezember 2017 18:39)
Greetings, you shared our camp at Pebble Creek Campground in Yellowstone NP. This must have been just prior to crossing Beartooth Pass. You left your card on our camper doorstep. I just found it in the camper and decided to check out your website. Very interesting. Sounds like a great adventure you’re having. Sort of thing we should have done 40 years ago however. Best of luck to you. K&K. Dec 3, 2017
Steffi & Andi (Dienstag, 12 Dezember 2017 15:26)
Hey Kitty hey Ken,
thank you for sharing your spot with us. Just at the right time on a cold rainy day.
It is never to late to start an adventure ;-)
Have a good time
Steffi & Andi