
Alles dreht sich gedanklich nur noch um das US – Visum. Nach mittlerweile fast einem Jahr auf dem Rad müssten wir eigentlich abgebrüht sein, was Visas angeht. Trotzdem ist die Anspannung hoch, wie es bei uns weiter geht. Ob der Stress sich am Ende ausgezahlt hat und alles über unsere ersten zwei Wochen in Thailand, lest selbst :)
Es herrscht ein chaotisches Treiben an der Grenze. Auf der Brücke zwischen Kambodscha und Thailand kreuzen sich die Fahrtwege. Wir fahren jetzt auf der linken Straßenseite. Am Anfang etwas ungewohnt, haben wir uns doch schnell daran gewöhnt.
Da alle Geldautomaten relativ hohe Gebühren wollen, wechseln wir unsere Dollar-Reserven in Thai Baht. Mit 7eleven, Tesco lotus und Big C... gibt es jetzt wieder richtig große und kleinere Supermärkte. Zur Feier des Tages gönnen wir uns ein Stück Käse, das erste mal seit Kasachstan. Wenn auch kein sonderlich Guter, aber immerhin Käse. Eines der von uns meistvermissten Lebensmittel.
An jeder Ecke gibt es Straßenstände. Verhungern werden wir hier bestimmt nicht. Ob Ananas direkt vom Feld oder Mangos vom Baum. Obst steht weiterhin auf unserem Speiseplan ganz oben. Auf einem Markt wollen wir eigentlich nur mal ein Gefühl für die Preise bekommen. Von einem Mangoverkäufer bekommen wir freudestrahlend eine große und eine kleine Mango einfach so geschenkt. Soll das etwa eine Anspielung sein? Thais sind unheimlich freundlich und haben offensichtlich auch jede Menge Humor. Die Menschen hier haben Spaß am Leben, es wird viel gelacht und der Umgang untereinander ist sehr zuvorkommend. Auch wenn unser Thailändisch noch in den Kinderschuhen steckt, mit einem Lächel klappt es meist. Nicht umsonst gilt Thailand auch als Land des Lächelns.
Von befreundeten Radler haben wir bereits von den Trinkwasserautomaten erfahren, die es hier geben soll. Tatsächlich finden wir diese in regelmäßigen Abständen. Für ein paar Cent können wir unsere Trinkflaschen auffüllen. Unser Wasserfilter kann wohl wieder ganz unten in die Tasche verschwinden. Zugegeben, es ist nicht ganz so luxuriös wie im Iran, wo das Wasser kostenlos und zudem gekühlt war. Aber bei den heißen Temperaturen können wir mehrmals täglich auffüllen und müssen nicht mehr so viel mit herumschleppen.
Die kleinen Straßen in Thailand sind überwiegend in einem guten Zustand und wenig befahren. Erst kurz vor Bangkok nimmt der Verkehr dann rapide zu. Die Straße ist zu Beginn eine Riesenbaustelle. Aber die Thais fahren vollkommen entspannt, ohne Dauerhupen, also tun wir es ihnen gleich. In China würde jeder wild hupend durch die Gegend fahren. Kein Wunder, dass Chinesen jetzt nicht mehr ohne weiteres mit ihrem Fahrzeug nach Thailand einreisen dürfen. Eine Wohltat für die Ohren.
Immer wieder müssen kleinere Kanäle überquert werden, die uns schon mal einen kurzen Einblick in das Leben mit und am Wasser geben. Dass Bangkok immer wieder mit Hochwasser und Überschwemmung ganzer Stadtteile zu kämpfen hat, erleben wir nach stundenlangem Regen. Da hilft nur Flip Flops an, Hose hochkrempeln und durch das Wasser waten.
Amerika wir kommen! Sicherlich bald
Das Spinning Bear Hostel liegt etwas außerhalb des Zentrums im Stadtteil Bangkapi. Radshop und Hostel in einem, von Radlern für Radler. Genau das Richtige für uns, ruhig gelegen und doch alles drumherum, was wir brauchen. Sicherlich ein Grund, länger zu bleiben. Andi kann in der Werkstatt in Ruhe seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Basteln und Schrauben, nachgehen. Bei einigen Verschleißteilen lohnt es sich, diese auszutauschen, bevor wir nach Amerika fliegen. Immerhin werden fast alle Fahrradteile in Asien produziert. Seine Hinterradnabe muss ausgetauscht und das Rad neu eingespeicht werden. Außerdem bekommen wir Zuwachs zur Ausrüstung. Beide Radcomputer haben seit China immer wieder Aussetzer. In Bangkok haben wir von Sigma Asia jetzt einen neuen Radcomputer als Ersatz bekommen. Dabei haben sie es gut mit uns gemeint und uns mit dem Rox 10 eines ihrer Top Modelle fürs Mountainbiken und Rennradfahren als Austausch gegeben. Vollkommen überdimensioniert, aber wir werden sehen, was das Teil taugt.
Der eigentliche Grund, weshalb wir in Bangkok sind, ist das US-Visum. Wir bereiten noch die letzten Unterlagen vor. Am Tag der Entscheidung heißt es früh aufstehen. Noch vor den Pendlern machen wir uns auf ins Zentrum. Bangkok like, natürlich mit dem Boot. 45 min knatternder Motor, der unsere Zähne klappern lässt. Das nächste Mal packen wir Ohrstöpsel ein. An den Bootsseiten sollen Planen die Passagiere vor Spritzwasser schützen. In der dunklen, übelriechenden Brühe möchte keiner freiwillig baden gehen.
Zweieinhalb Stunden zu früh sind wir vor dem US-Konsulat. Wir drehen noch eine Runde durch den Lumphini Park und schauen den Läufern zu, die hier in Scharen ihre Runden drehen. Die Anspannung steigt und Andi ist kurz vorm platzen. Um 9:15 Uhr ist es dann soweit, und wir betreten nach strengen Sicherheitskontrollen das Konsulat. Noch nicht einmal einen Stift dürfen wir mit reinnehmen. Dann geht’s von Schalter zu Schalter. Unterlagen prüfen, Fingerabdrücke nehmen und unseren Finanzstatus offenlegen. Immerhin wollen sie sicherstellen, dass wir auch ja das Land wieder verlassen werden oder vielmehr wieder verlassen können. Alles aber wesentlich entspannter als erwartet. Am Ende heißt es „Your visas are approved“. Yuhu…! USA wir kommen!
Ein paar Tage später holen wir unsere Pässe mit dem Visum auf dem Hauptpostamt ab. Jetzt kann geplant, der Flug gebucht und endlich wieder entspannt geradelt werden. In der letzten Aprilwoche werden wir von Kuala Lumpur nach Alaska fliegen.
Bangkok Golden Mount - Blick über die Dächer der Stadt
Von Bangkok aus haben wir fünf Wochen Zeit bis Kuala Lumpur. Wir haben uns damit gegen Myanmar und den Norden von Thailand entschieden. Weniger ist manchmal mehr. So bleibt sicherlich noch genügend Zeit, um ein paar Tage am Strand zu verbringen. Aktuell befinden wir uns kurz vor der malaysischen Grenze. Dazu aber mehr im nächsten Blog, der sich um das thailändische Lieblingsthema drehen wird: ESSEN, ESSEN, ESSEN.
Unterwegs bis Bangkok 18.515 km und 353 Tage
geschrieben von Steffi
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MJ Boterbergh (Mittwoch, 05 April 2017 08:32)
Frohe Ostern und guten Flug nach Alaska.
Ronny (Mittwoch, 05 April 2017 11:24)
Ich wünsche Euch eine angenehme Weiterfahrt und einen guten Flug in die USA! Ich finde es beeindruckend Eure bisherige Route zu betrachten ... wie weit Ihr schon gekommen seid ;)
Silke und Klaus (Freitag, 07 April 2017 02:55)
Hallo ihr Zwei,
schön dass die Luft wieder drin ist oder wie wir immer sagen: Alles wird gut.
Weiterhin gut Fahrt und nachdem ihr den Kontinent ja bald verlasst wird's wohl leider nichts mehr mit einem Treffen on the road.
Viel Erfolg und immer genug Luft im Reifen wünschen euch
Silke und Klaus
Siggi (Dienstag, 25 April 2017 18:25)
Hallo ihr beiden, ich war wieder in Südtirol und habe an euch beide gedacht. Gute Reise nach Kanada.
Hannelore (Freitag, 28 April 2017 11:00)
Hallo Ihr Beiden
Schaue täglich in Euren Blog. Seid Ihr schon im Flieger??oder bereits in
Alaska angekommen?? Last den neuen Kontinent erst einmal auf Euch wirken,
bevor Ihr wieder in die Pedale tretet. Gute Zeit Hannelore