
Nachdem wir China vor drei Wochen Bye-bye gesagt haben, sind wir mitten in Laos angekommen. Von überall ertönt ein freudiges "Sabaidee"- Hallo, welches uns jedes Mal ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Das Land der Kinder verzauberte uns vom ersten Tag an. Der Weg nach Vientiane führte uns über kleine Pisten abseits der Hauptstraße mit vielen Höhenmetern, kleine Dörfer und ein atemberaubendes Wolkenmeer. Gleichzeitig sehen wir so viel westliche Touristen und Radler wie schon lange nicht mehr, verbringen lange Zwangspausen in Städten und müssen in Vientiane bereits unser Visum verlängern.
Die Einreise nach Laos ist völlig unkompliziert. Das Visum bekommen wir für 32$ direkt an der Grenze. Für 30 Tage dürfen wir uns hier jetzt aufhalten. In den ersten Tagen wird uns bereits klar, dass wir auf jeden Fall länger bleiben werden. Sabaidee, Sabaidee! Hallo, Hallo!, ertönt es aus allen Ecken und Winkeln. Kinder rennen uns hinterher, strecken uns ihre Hand entgegen und warten darauf, dass wir sie abklatschen. Das erste, was uns in Laos auffällt, sind die unheimlich vielen Kinder, welche hier noch auf der Straße spielen. Überhaupt findet das ganze Leben hier auf der Straße statt. Jeder muss mitanpacken, da ist es vollkommen normal, dass die älteren Geschwister die Verantwortung für die Jüngeren übernehmen.
Der erste Radeltag in Laos fällt kurz aus. Wir haben im ersten Shop prompt die falsche Simkarte fürs Handy gekauft. Eigentlich das Einfachste der Welt und Grenzübergangroutine. Uns kostet dieses Missgeschick mehrere Stunden, etliche Anrufe bei der Sevicehotline und starke Nerven, bis wir unseren Fehler bemerken.
Bereits am zweiten Tag verlassen wir die Hauptstraße und damit den Asphalt. Es geht über eine Sand-Schotterpiste weiter in Richtung Norden. Ein einziges hoch und runter. Motorroller sind hier das Hauptfortbewegungsmittel. In den Dörfern ist immer ein riesen Andrang an den Wasserstellen. Jung und Alt tummeln sich hier den ganzen Tag. Die Laoten legen unheimlich viel Wert auf Sauberkeit. So hängt die Kleidung stets ordentlich auf Kleiderbügel aufgehängt zum Trocknen am Straßenrand.
In einem größeren Dorf bekommen wir in Form einer kalten Reisnudelsuppe den ersten Kontakt mit der laotischen Küche. Nachdem wir fertig gegessen und bezahlt haben, sind wir uns einig, das war kein kulinarisches Highlight und so gar nichts für hungrige Radler. Da sind die gebackenen Bananen, die wir einen Stand weiter bekommen, schon deutlich energiereicher. Auch wenn wir von dem vor Fett nur so triefenden Teig nicht viel essen können. Bananen sind seit den letzten Tagen in China unser bevorzugtes Nahrungsmittel und ein günstiger Energiespender. Die kleinen, schon fast orangefarbenen Früchte sind viel intensiver als unsere Supermarktbananen.
Ursprünglich haben wir geplant, ein Stück mit dem Boot auf dem Nam Ou zurück zu legen. Das einstige Highlight von Laos ist durch den unaufhaltsamen Staudammbau chinesischer Investoren jedoch kaum noch möglich. Das chinesische Heuschreckenverhalten erleben wir hier in Laos hautnah. Überall chinesische Flaggen, LKWs, welche die Bananen von den Platagen direkt über die Grenze nach China bringen, und Großbauprojekte mit chinesischen und vietnamesischen Bauarbeitern. Anstatt eines Boots von Samphan nach Muang Khua nehmen wir deshalb die Straßen. Eine lohnenswerte Alternative mit vielen Höhenmetern, bei der wir gleich mehrfach über den Wolken radeln.
In Muang Khua füllen wir unsere Essensvorräte auf dem Markt auf, bevor es für uns wieder abseits geht. Im GPS haben wir einen kleinen, stellenweise als Singeltrack gekennzeichneten Weg gefunden, der südlich in Richtung Nong Khiaw führt. „Ihr seid viel abenteuerlicher unterwegs“, haben befreundete Radler schon häufiger zu uns gesagt. Damit haben sie wohl nicht ganz Unrecht. Wir lieben das Abenteuer und die Herausforderung. Auch dieses Mal werden wir nicht enttäuscht. Der Weg windet sich an der Grenze des Fahrbaren die Berge hinauf. Wir müssen beide gleichzeitig zurück an den Wurzenpass zwischen Österreich und Slowenien denken, damals dachten wir, es kann nicht steiler gehen. Angesichts der jetzigen Steigung können wir uns ein Lächeln nicht verkneifen. Wir bereuen unsere Streckenwahl jedoch kein bisschen. Wer Laos genießen will, muss abseits der Hauptstraßen unterwegs sein. Jede Dorfdurchfahrt und jede Begegnung ist einzigartig. Nicht selten erleben wir, wie Kinder erschrocken vor uns im Gebüsch verschwinden. Statt „Sabaidee“ nur „Falang“, also Ausländer, rufen.
Dass Laos schon lange kein Geheimtipp mehr für Reisende ist, erleben wir das erste Mal in Nong Khiaw. Der kleine Ort besteht eigentlich nur aus Gasthäusern und Restaurants. Wir sehen auf einen Schlag so viele westliche Gesichter wie in ganz China nicht. Ich fühle mich unwohl und fehl am Platz. Nur eine eingefangene Erkältung hindert uns daran, sofort weiter zu fahren. Morgens geht es auf den winzigen Dorfmarkt, um wie die Einheimischen eine Nudelsuppe zu schlürfen. Leider ist dies so ziemlich der einzige günstige Essensstand. Da haben wir uns wohl zu viel erhofft. So sitzen wir abends abwechselnd beim Inder und nutzen das schnelle Internet oder vor unserem Bungalow und machen Pfannkuchen.
Wie es der Zufall will treffen wir Silke und Klaus, zwei deutsche Radler, welche wie wir in Südostasien unterwegs sind und mit denen wir schon länger in Kontakt stehen.
Meine Erkältung ist schon deutlich besser, allerdings hat Andi jetzt Magenprobleme. Wir wollen trotzdem weiter, dann halt nicht wie ursprünglich geplant durch die Berge, sondern über die Hauptstraße.
Es ist viel Verkehr und ein chinesisches Auto nach dem anderen rollt an uns vorbei. So langsam dämmert es uns. Verdammt! Morgen ist das chinesische Neujahrsfest, Urlaubszeit vieler Chinesen. Im Gegensatz zu China erscheint uns das Leben hier in Laos wesentlich einfacher, aber auch unkomplizierter. Laos gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Da passen die dicken Geländewagen, die immer wieder an uns vorbeirauschen, überhaupt nicht ins Bild.
Die letzten Kilometer nach Luang Prabang sind für Andi eine Qual. Die Magenprobleme haben sich verschlimmert und wir beschließen, wieder einmal ein paar Tage Pause zu machen. Wir sind beide von den langen Pausen genervt und wollen endlich mal wieder ohne Unterbrechung fahren. Aber erst einmal Kraft tanken. Während Andi die Füße hoch legt, erkunde ich die Stadt mit ihren unzähligen buddhistischen Tempeln. Ich muss zugeben, dass ich am Ende des Tages etwas tempelmüde bin. Langsam habe ich mich an die Touristen und Vorzüge wieder gewöhnt.
Neben belegten Baguettes, die wir bis jetzt nur aus Travelererzählungen kannten, sind auch die Basare und der Nachtmarkt eine Fundgrube für uns. Es ist schön, durch die Stadt zu schlendern und das Treiben zu beobachten. Unser absolutes Highlight ist aber der gegrillte Fisch gefüllt mit Zitronengras, einfach himmlisch.
Die Straße 13 ist nun unser Weg in Richtung Süden. Wenig Verkehr, viele Berge und Panoramen zeichnen die Straße aus. Wir lassen es locker angehen und fahren erst nach dem Mittagessen aus der Stadt. Bis Vang Vieng stehen einige Höhenmeter an. Die Karstberge erheben sich imposant zwischen den Reisfeldern. Vang Vieng, in der Vergangenheit durch Partyexzessen aufgefallen, setzt heute alles auf Abenteuer-Tourismus. Die Gegend ist außerdem bekannt für ihre Höhlen. Um 9 Uhr ist jedoch bereits so viel Andrang, dass wir sofort wieder flüchten. Wir biegen von der Hauptroute auf einen kleinen Weg ab und lassen die Touristen hinter uns. Es geht steil durch die Karstberge. Die Nacht campen wir an einer kleinen Kirche am Dorfrand.

Wir fahren über eine Staubpiste mit vielen LKWs einer chinesischen Baustelle. Nach wenigen Metern sind wir bereits vollkommen eingehüllt vom roten Sand. Die Ketten quietschen scheußlich. Es ist Trockenzeit und die Wege abseits der Hauptstraße verwandeln sich schnell in eine Staubpiste. Mit dem ersten Asphalt unter den Füßen machen wir erst einmal die Räder wieder sauber. Vergebliche Liebesmühe, da wir nach wenigen Kilometern die viel befahrene Hauptstraße bereits wieder verlassen. Die Gegend ist so trocken und staubig, dass abends erst einmal waschen angesagt ist, bevor wir im Zelt verschwinden.
Wieder mit Asphalt unter den Rädern fliegen wir förmlich die Kilometer entlang des Mekong nach Vientiane, der Hauptstadt von Laos. Vientiane ist mit noch nicht einmal 1 Millionen Einwohnern eher eine gemütliche Kleinstadt. Für uns heißt es wieder eine Woche Zwangspause. Die Beantragung des Thailand-Visums sowie die Verlängerung unseres Laos-Visums stehen an. Bis Ende Februar gibt es auf der thailändischen Botschaft ein kostenloses zweimonatiges Visum. Also schnell zur Botschaft. Ein Grund für den ein oder anderen, seinen Osterurlaub nach Thailand zu verlegen. :-)
In Vientiane schaffen wir es endlich Toni und Daniel von the world ahead zu treffen. Die beiden sind wie wir am 2. April mit den Rädern in Deutschland gestartet und seitdem haben wir uns immer nur kurz verpasst. Bei ein paar Bier gibt es so viel zu erzählen und über Gott und die Welt zu philosophieren, dass es schon mal später wird...
Von Vientiane aus geht es für uns jetzt weiter, durchs südliche Laos, in Richtung Kambodscha. Es wird also noch richtig heiß werden.
Unterwegs bis Vientiane 16.334 km und 314 Tage
geschrieben von Steffi
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Nicole M. (Freitag, 10 Februar 2017 12:02)
Hallo Ihr Lieben,
nun muss ich vom stillen Leser auch mal zum aktiven werden und Euch herzlich für Eure vielen tollen Berichte und Bilder danken. Seit April letzten Jahres habe ich immer wieder das Gefühl mit Euch im Urlaub zu sein, wenn ich einen neuen Beitrag lese. Vielen Dank dafür :) Passt gut auf Euch auf und Gute Besserung!
Viele liebe Grüße,
Nicole
Chris (Freitag, 10 Februar 2017 12:10)
Hallo Ihr zwei. Wieder ein sehr schöner Artikel von Euch. Laos gefällt mir persönlich glaube ich schon besser als China. Erlebt ihr auf Eurer Reise eigentlich auch Anfeindungen, Kriminalität und irgendwelche negative Aspekte, oder ist es tatsächlich immer noch so, das die ost,- bzw. südostasiatische Mentalität grundweg freundlich und zuvorkommend gegenüber anderen Menschen ist ( anders als leider oftmals bei uns im Lande... ). Ich habe vor 30 Jahren in Malaysia und Singapur gelebt und damals fand ich das sehr auffallend. Überall nur freundliche und hilfsbereite Menschen... LG und gute Weiterreise.. christian
Manfred R., Viernheim (Sonntag, 12 Februar 2017 21:06)
Hallo Ihr Zwei,
Danke für den neuesten beeindruckenden Bericht über Eure Erlebnisse in Laos. Es ist einfach toll, was man mit einem Fahrrad und einem eisernem Willen, sich nicht zu schonen, sowie einer gehörigen Portion Abenteuerlust bewerkstelligen kann. Karl Drais hätte seine helle Freude an Euch gehabt! Liebe Grüße aus der Heimat. Hier locken die ersten wärmenden Sonnenstrahlen wieder in den Odenwald, um ein paar Höhenmeter zu sammeln. Euch alles Gute für die nächsten Etappen. Bleibt gesund und noch viele spannende Abenteuer auf Euern Rädern.
Daniel (Montag, 13 Februar 2017 17:29)
Grüße aus Thailand. Schön, dass wir uns mal getroffen haben und schade dass wir nur so wenig Zeit hatten. Neulich haben wir Nick nochmal getroffen, bestimmt fahren wir uns auch noch mal über den Weg. Dann wir weiter velosophiert. Grandiose Bilder in Beitrag, das macht Laune auch mal den Norden unter die Reifen zu nehmen, Laos war für uns leider nur ein reines Transitland. Gute Fahrt bis zum nächsten Treffen.
Petra & Hannfried (Samstag, 18 Februar 2017 10:43)
Hey ihr zwei Globetrotter,
als zwei rüstige Rentner im Unruhestand sind wir erst gestern durch einen Zufall auf eure Homepage gestoßen - und über mehrere Stunden nicht mehr davon weggekommen. Wir haben eure Reise vom Start am 2. April vergangenen Jahres an bis zur Ankunft in Laos mit allen Höhen und Tiefen mit großem Interesse und noch größerer Anteilnahme in einem Stück verfolgt. Dabei haben wir uns an den - egal ob von Steffi oder Andy - mit leichter Hand geschriebenen und äußerst interessanten Reiseberichten ebenso erfreut wie an den fantastischen Fotos.
Ganz großes Kino, an dem ihr uns da teilhaben lasst. Danke!
Natürlich haben wir eure Seite sofort "gebookmarkt und geliket" (....oder wie man bzw. Frau das heute nennt) und warten nun mit der uns altersmäßig zustehenden Neugier auf den weiteren Verlauf eurer Tour.
Wir wünschen euch alles Gute und Gottes Segen auf eurer wunderbaren Reise.
°sebastian (Mittwoch, 01 März 2017 20:51)
Schöne Fotos, guter Plan...und Laos ist tatsächlich eins der besten Länder in der Ecke. Da sollte man durchaus sein Visum verlängern. In 10 Monaten sind wir dann auch so weit, nur mit Bahn, Bus und Roller.
Tja und die Chinesen - die sind halt so. 1,x Milliarden Menschen und davon dei Hälfte auf dem Sprung zur Mittelschicht. So ungefähr müssen sich wohl damals die Leute ums entstehende römische Reich gefühlt haben.
Grüßle und gute Fahrt!
Martin Kusior (Donnerstag, 02 März 2017 14:14)
Halloa,
wir sind grade (vorgestern) im Norden Kambodschas im Mini Van an euch vorbei. Ich war der, der so krampfhaft versucht hat rückwärts zu winken ;)
Hannelore Lang (Sonntag, 05 März 2017 19:43)
Hallo Ihr Zwei
Ich bin total sprachlos und auch sehr stolz, was Ihr Beide bis jetzt so alles
erlebt, erlitten, durchgemacht habt und dabei immer noch gut drauf seid.
Alle Achtung. Bin schon gespannt was Ihr so weiter erlebt.
Ganz liebe Grüße
Hannelore
felic (Sonntag, 19 März 2017 16:55)
Eine wunderschöne Zeit wünschen wir euch bleibt gesund emil
mano (Sonntag, 19 März 2017 16:58)
Ihr seid klasse weiter so denis
Dirk Hoppe (Sonntag, 21 Januar 2018 07:42)
Hallo Ihr beiden, schön zu lesen das es bei Euch weitergeht. Ich (wir) Dirk und Gerald sind die 2 Motorradfahrer aus Laos. Wir haben uns vor der Kong-Lohr-Höhle getroffen und sehr nett unterhalten. Weiterhin gute Fahrt und viel Spaß. (Das Foto von uns zusammen, kann ich Euch schicken)
Viele Grüße, Dirk