
Diesmal muss ich (Andi) schreiben. Steffi hat sich krank gemeldet.
Eigentlich sind wir schon mitten in Laos angekommen, trotzdem blicken wir noch mal zurück auf unsere letzten zwei Wochen in China. Von Lijiang aus durchquerten wir die Provinz Yunnan bis in den äußersten Süden zur laotischen Grenze.
In Lijiang sind wir dann doch länger geblieben als geplant. Uns hat die Stadt besser gefallen als gedacht. Auch unser kleines Hotel ist klasse mit einer super freundlichen Betreiberin. Wie gewöhnlich, wenn wir irgendwo länger bleiben, trocknen wir unsere Ausrüstung, um sie vor Schimmel zu bewahren. Aber so etwas ist noch nicht passiert! Die Hotelbesitzerin ist ganz aufgelöst, als wir vom Einkaufen wiederkommen. „Der Hund hat unser Zelt angefressen“, gibt sie uns zu verstehen. Nachdem ich mir ein Lachen verkneifen musste, haben wir uns erst mal ein Bild gemacht, was ihm genau an unserem Zelt so geschmeckt hat. „Wo sollen wir hier nur ein neues Zelt her bekommen?", denken wir uns. Glücklicherweise ist es halb so schlimm. Er hat nur ALLE Leinen und Gurte des Außenzelts abgebissen. Sorgfältig war er dabei. Keines der Schnurstücke ist länger als 20cm und somit unbrauchbar. Eine Schnalle hat ihm wohl besonders geschmeckt, aber wir vermuten, das war eher ein Versehen. Ein halben Tag nähen und der Schaden ist behoben. Wir nehmen es mit Humor, alles halb so schlimm.

Jetzt hatten wir die letzten Tage so schönes Wetter und als wir wieder auf dem Rad sitzen, ist es trüb und sieht nach schlechtem Wetter aus. Wir gehen noch einmal essen, bevor wir aus der Stadt raus fahren. Das schlechteste und mit Abstand teuerste Essen in China. Zudem uns der Besitzer über den Tisch ziehen will. Naja, mit etwas Bauchgrummeln und auch wütend treten wir uns den Ärger aus dem Leib und geben richtig Gas. Die ersten Kilometer geht es flach in Richtung Flughafen. Eine spannende Landschaft sieht anders aus. Es reiht sich Acker an Acker. Jeder Ort hat einen Hinweis, wie schön er sei, so stehen Dinge auf den Verkehrsschildern wie „the beautiful silver village“, „next to the river village “ oder „rose village“. Da wir nun schon ein wenig in China sind, halten wir es für die übliche Übertreibung und lassen die Orte links liegen. Jedes noch so kleine Monument oder Sehenswürdigkeit wird als DAS Highlight beschrieben und auf riesigen Plakaten angekündigt.
Am nächsten Morgen hat uns der Regen dann doch eingeholt und es ist kalt. Bis zum Mittag regnet es durch. Auf einer Nebenstraße erreichen wir den Erhaisee, an dessen Südufer die Stadt Dali angrenzt. Der See ist riesig und vollständig touristisch erschlossen. Wir fahren entlang der Ostseite des Sees. Viele kleine Ortschaften reihen sich aneinander und die Szenerie erinnert uns an den Bodensee. Die Westseite ist eine fast durchgehende Stadt. Glücklicherweise haben wir uns, durch einen Tipp eines anderen Radlers, für die Ostseite entschieden. Auf einem Seitenstreifen können wir hier die Aussichten genießen und die Prunkbauten, die meist noch im Bau sind, bestaunen.
Mit ein bisschen Glück haben wir sogar einen Platz für unser Zelt direkt am Wasser gefunden. Ein Vorteil der Nebensaison. Dali schenken wir außer zum Einkaufen keinerlei Beachtung und verziehen uns in die Berge. Auf der S222 fahren wir Richtung Weiyuan.
Unsere Umgebung verändert sich. Es wird schwülwarm. Bei der Sonne und dem ständigen Hoch und Runter kommen wir das erste Mal seit langem wieder richtig ins Schwitzen. Dem Anblick reifer Erdbeeren auf den Feldern können wir nicht widerstehen. Hmm, lecker, seit Deutschland haben wir nicht mehr so leckere Erdbeeren gegessen. 800 Gramm sind in weniger als 10 Minuten vernichtet.
Immer wieder folgen Verkaufsstände mit Zuckerrohr. Wir haben das noch nie probiert, also ist es an der Zeit. Beim Knabbern des Zuckerrohrs kommen wir uns ein bisschen wie ein Biber vor. Das holzartige Stück wird zerkaut und die langen Fasern wieder ausgespuckt. Es ist babbsüß, aber lecker.Von Pu`er aus geht es erst über die S214, anschließend über die S218 Richtung Mengxin. Zwar ist die Strecke etwas länger, aber zum einen wenig Verkehr, zum anderen guter Asphalt.
Nahezu täglich finden wir Gemüse oder Obst auf der Straße, das buchstäblich vom Laster oder Motorrad gefallen ist. Für uns ist das ein Segen, so bekommen wir mal hier eine Clementine, dort ein paar Kartoffeln und da eine Paprika. Aktuell ist Bohnenernte und viel zu viel wird weggeschmissen. Manchmal kommt über den Tag so viel zusammen, dass unser Abendessen fast ausschließlich aus gefundenem Gemüse besteht. Sowieso wird in China viel Essen weggeschmissen. Leider stellen wir immer wieder in Restaurants fest, dass die bestellten Gerichte zum Teil nicht mal angerührt werden.
Wir sehen immer mehr Bananenplantagen. Damit einhergehend treffen wir auf immer mehr Bananenlaster. Die Bananenernte ist Schwerstarbeit. Die Männer müssen die schweren Bananenstauden aus zum Teil sehr steilem Gelände zu den Lastern tragen. Dort werden die noch grünen Bananenstauden gewaschen, in kleinere Stücke zerteilt, in Kartons verpackt und direkt auf LKWs verladen.
Die Aussicht wird bestimmt durch Monokulturen. Der Wald musste riesigen Bananenplantagen mit in blauen Säcken eingepackten Stauden oder Kautschukplantagen weichen.
Die Entscheidung, nicht die G213 genommen zu haben, stellt sich in Mengyuan als goldrichtig heraus. Von jetzt auf gleich kommen von überall LKWs und Motorräder. Es ist laut und staubig. In diesem Bereich haben sie den Highway noch nicht fertiggestellt und alles geht über unsere Nebenstraße. Glücklicherweise ist der Spuk bald vorbei. Nach der Ortsausfahrt fahren wir die wegen Straßenbauarbeiten noch gesperrte alte Straße. Durch das Xishuangbanna "Supernatural" Naturschutzgebiets führt uns die Straße in die Höhe. Teilweise haben wir nagelneuen Asphalt. So macht radeln Spaß.
Es ist merkwürdig für uns. Die Frauen hier im Land machen meist die harten körperlichen Arbeiten, während ihre Männer neben dran stehen und nichts tun. Immer wieder sehen wir Frauen beim Holzhacken, Bananenstauden schleppen oder schwer beladene Körbe tragen.
Der Baustil verändert sich wieder einmal. Kleinere Tempel und mit Gold verzierte Gebäude tauchen am Straßenrand auf. Viele Verzierungen schmücken die Giebel und lassen die Häuser interessant wirken. Dieser Zipfel Chinas ist ein Schmelztiegel umliegender Kulturen. Wir merken stark wie sich das Aussehen der Menschen und die Kultur verändern. Zur Grenze hin ist unsere liebgewonnene ruhige Nebenstraße im Bau und wir müssen auf die Hauptstraße ausweichen. Es ist laut und staubig, aber was solls irgendwann geht auch das vorbei. Vor der Grenze in Mohan geben wir unsere letzten chinesischen Yuan für 2 Nudelsuppen aus. Jetzt aber Los nach Laos. Wir freuen uns auf Natur pur.
Fazit zu China: Bei China bin ich mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Zu krass waren die Gegensätze. Was mich persönlich aber immer wieder gestört hat, ist die Kopiererei, zum Beispiel von Automodellen. Ich weiß, wieviel Arbeit es ist etwas zu konstruieren und zu designen, bis es funktioniert und gut aussieht. Den einfachen Weg zu nehmen und einfach Dinge von jemand anderem zu kopieren, finde ich ein wahres Ärgernis. Ebenso der zerstörerische Umgang mit der Natur und der unglaublich krasse Schnitt zwischen Arm und Reich sind Dinge, die ich nicht verstehen kann. Auf der anderen Seite ist es schön zu sehen, dass die Leute größtenteils zufrieden zu sein scheinen. Ich habe auch nicht gedacht, dass hier so viel regenerative Energie zum Einsatz kommt. Auch ist es erstaunlich, was in den letzten 20 Jahren erschaffen wurde.
Politisch gesehen haben wir uns häufiger gefragt, wie es anders gehen sollte bei einem so großen Land und so vielen Menschen, wenn nicht „streng“. Soll ein Highway nicht gebaut werden, weil eine besondere Hamsterart dort lebt oder weil ein einzelner Hof dort steht? Andererseits ist das Recht jedes Einzelnen einem Highwayprojekt unterzuordnen? Ich denke, das muss jeder für sich entscheiden. Es kommt wohl immer darauf an, ob man die Allgemeinheit oder der Hamster ist.
Unterwegs bis Mohan (grenze zu Laos) 15.439 km und 281 Tage
geschrieben von Andi
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Werner (Donnerstag, 26 Januar 2017 09:07)
Wieder schöner Bericht von euch beiden. Als Janoschfan - wo ist die Tigerente - , ansonsten an Steffi gute Besserung und an bleide bleibt gesund
Steffi und Christian (Mittwoch, 08 Februar 2017 20:49)
Hallo Ihr Beiden,
auch von uns gute Besserung und ganz viel Gesundheit für Steffi.
China ist wirkich eine Welt für sich und wir finden ihr habt die vielen Seiten eindrucksvoll gezeigt.
Euch weiterhin viel Glück und ACHTUNG bei den diebischen Affen/Äffchen, die jetzt noch kommen werden.
Grüße aus Bremen
Martina und ansgar (Donnerstag, 16 März 2017 20:28)
Macht weiter so
tina (Freitag, 17 März 2017 08:10)
Alles Gute
Annemarie (Sonntag, 19 März 2017 14:38)
Alles Gute lieber Andreas von deiner unbekannten tante Schwester deiner Mutter gesehen Dezember 1999 beim tod der Großmutter in Langenfeld macht weiter so ich finde das toll
anne (Montag, 20 März 2017 08:04)
Alles Gute und gute Weiterfahrt
bert (Dienstag, 21 März 2017 17:19)
Ich wünsche euch alles Gute
anja (Dienstag, 21 März 2017 17:20)
Wann kommt der nächste Bericht
bert (Dienstag, 21 März 2017 19:24)
Alles klar
moni (Mittwoch, 22 März 2017 08:52)
Viel Glück � weiterhin
moni (Mittwoch, 22 März 2017 08:53)
Hoffentlich spielt da Wetter mit
klaus (Mittwoch, 22 März 2017 18:59)
Sehr schöne Geschichte
nina (Freitag, 24 März 2017 17:27)
Ich habe Hochachtung
tanja (Freitag, 24 März 2017 17:28)
Weiter so
onge (Freitag, 24 März 2017 20:05)
Machz
lnge (Freitag, 24 März 2017 20:06)
Wetter ist echt gut