Nachdem wir den Bora an der kroatischen Küste überstanden haben, kann unsere Reise weitergehen. Die Küste von Kroatien ist sehr schön und die Temperaturen zum Radfahren zu dieser Jahreszeit noch optimal.
Die Landschaft ist geprägt von Felsen und Sträuchern, viele Feigenbäume und im Süden auch Olivenbäume. Die Felsen sind durch Regen, Sonne und Wind brüchig und zerklüftet. Eigentlich wollten wir weiter die Küste entlang. Doch wir treffen Ned, den ersten und so ziemlich den einzigen kroatischen Radfahrer, der auf dem Weg zu seiner Familie auf die Insel Pag ist. Wir beschließen zusammen zu fahren und erfahren so einiges über Land, Leute und Kroatien. "When you are cycling along the croatian coast, you must be brave and deep thinking". Wir können ihm in dieser Aussage nur zustimmen. Der Verkehr ist teilweise sehr stark, es gibt keinen Seitenstreifen, die Strecke ist sehr kurvenreich und es geht die meiste Zeit rauf und runter. Vielleicht gibt es deshalb so wenig Radfahrer hier.
Die Insel Pag sieht auf dem ersten Blick aus wie eine Mondlandschaft, im Landesinneren ist es um die Jahreszeit aber noch sehr grün. Pag ist für seine Schafe und den daraus hergestellten Käse bekannt. Mit Sicherheit gibt es hier mehr Schafe als Einwohner. Dank Ned finden wir einen herrlichen Strand am Wasser und den bis dahin schönsten Übernachtungsplatz. Ok, es erforderte etwas Arbeit, da wir alle Sachen runter und am nächsten Tag wieder hoch transportieren mussten. Aber es hat sich gelohnt.
Entlang der Küste reihen sich Campingplätze, Appartements, Zimmer und Hotels aneinander. Teilweise ist sie stark verbaut. Dadurch ist es nicht immer einfach, einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Wir haben den Eindruck, dass jeder, der einen Grünstreifen vor dem Haus besitzt, gleich einen Campingplatz daraus gemacht hat. Die Saison hat noch nicht angefangen. Vieles ist noch geschlossen und einige Städte förmlich leer gefegt. Überall entstehen neue Gebäude. Die Kroaten sind wohl Weltmeister im Bauen. Häufig werden die Gebäude aber nicht fertiggestellt.
Wir machen einen Abstecher zum Krka Nationalpark, der bekannt für seine Wasserfälle ist. Der offizielle Eintritt ist uns mit rund 15 € pro Person dann doch zu viel. Wir beschließen den Park einmal mit dem Rad zu umrunden. Offiziell hätten wir wohl auch für den kleineren Wasserfall Roški slap Eintritt bezahlen müssen. Dies haben wir aber erst hinterher gemerkt. Naja, Radfahrer kommen hier anscheinend nicht so häufig vorbei. Die extra Kilometer und vor allem Höhenmeter haben sich aber gelohnt.
Auf unserm Weg nach Split haben wir dann Pech. Morgens weckt uns ein Gewitter und dann begleitet uns starker Regen in die Stadt. Durch den Regen und den starken Verkehr ist die Fahrt sehr nervenaufreibend und mit Sicherheit nicht ganz ungefährlich. Die Kroaten fahren aber ganz gut. Trotz Regenkleidung kommen wir pitschnass im Stadtzentrum an und wie von Geisterhand hört es auf zu regnen.
Split ist eine wundervolle Stadt! Viele kleine Gassen und Geschäften, in denen es immer was Neues zu entdecken gibt. Wir können verstehen, warum sie im Sommer die Touristenmassen magisch anzieht.
Auf dem Weg nach Dubrovnik treffen wir Mike Silva, einen Radfahrer aus Gibraltar, der in die Gegenrichtung unterwegs ist und uns einige Tipps für die Weiterfahrt mitgeben kann.
Wir haben versucht, sehr früh in Dubrovnik zu sein. Allerdings waren wir nicht die einzigen mit diesem Gedanken. Touristen! Viele Touristen. Wo wollen die alle hin? Dubrovnik ist nun wirklich nicht groß, aber die Altstadt ist voll von Reisebussen und Touristen. Die Stadt, die schon vielfach als Filmkulisse diente, sollte man einmal im Leben gesehen haben, mehr aber dann auch nicht.
Vor dem Mittag sind wir wieder raus aus der Stadt und erreichen nachmittags mit Montenegro das siebte Land unserer Reise. Die Kilometer vor Kotor sind unglaublich dicht besiedelt. An einem Haus mit Garten fragen wir, ob wir nicht unser Zelt aufstellen können. Die Frau ist sichtlich überrascht, aber willigt ein. So einfach geht das also.
Was würden wir in Deutschland sagen, wenn jemand an unsere Tür klopft und fragt ob er bei uns im Garten sein Zelt aufstellen kann? Was würdet ihr sagen?
In vielen Gedankengängen sind wir einfach noch zu deutsch oder westeuropäisch. Aber wir befinden uns noch in der Lernphase und die Reise wird uns wohl auch in dieser Hinsicht ein Stück weiterbringen und unsere Denkweise verändern.
Am Abend sind wir mit Frederic, einem Belgier, in Tivat verabredet, der unser erster Warmshower Gastgeber ist. Er ist selbst mit seinem Bruder vor ein paar Jahren mit dem Fahrrad nach Asien gefahren und kann uns so ein paar Tipps geben. Wir zaubern ihm als Dankeschön ein köstliches Abendessen auf unserem Campingkocher.
Die Leiter von Kotor bietet am nächsten Tag einen herrlichen Ausblick über die Bucht bis hinaus aufs Meer. Die Höhenmeter bis hinauf haben sich gelohnt. Auch auf der anderen Seite ins Landesinnere von Montenegro genießen wir einen bezaubernden Ausblick.
In Albanien werden wir mit einer guten Fahrt, einem Seitenstreifen und wenig Verkehr bis Shkoder begrüßt. In der Stadt wird kreuz und quer gefahren, Verkehrsschilder haben hier keine Bedeutung und wenn einer hupt, dann hupen alle anderen mit.
Die Albaner fahren aber sehr moderat und teilweise außergewöhnlich langsam. Vielleicht liegt es aber auch an dem Anblick zweier Radler auf dem Fahrrad oder vielmehr einer Frau auf dem Fahrrad. Sicher, hier und da sind Radler unterwegs, aber eine Frau auf einem so bepackten Fahrrad mit Sicherheit nicht. Die Gesichter sind meistens köstlich, welche wir mit einem breiten Grinsen erwidern. Zu gerne würde ich diese mit dem Foto festhalten können.
Wir werden wohl in Zukunft immer eine Attraktion sein, egal wo wir hinkommen. Jetzt verstehen wir auch, wie sich Tiere im Zoo fühlen müssen, immer unter Beobachtung.
Aber es gibt nicht nur schöne Sachen zu entdecken. Wie schon Kroatien und Montenegro hat auch Albanien und der Kosovo ein echtes Müllproblem. Häufig finden wir einfach keine Mülleimer und tragen unseren Müll mehrere Tage durch die Gegend. Alles wird in Unmengen von Plastiktüten verpackt, vor denen es kein Entrinnen gibt. Die Landschaft dient als große Müllhalde. Es ist einfach nur störend. Da bringen auch die von der EU bereitgestellten Müllautos nichts mehr. Hier muss ein Umdenken in den Köpfen stattfinden.
Um Albanien in Richtung Kosovo zu durchqueren haben wir uns eine sehr schöne Strecke ausgesucht. Mit der Fähre über den Komani lake. Nicht nur die Fahrt mit der Fähre, sondern auch der Weg um dorthin zu gelangen, ist ein schönes Abenteuer. Der Zustand der Straße ist sehr schlecht. Schotter und Schlaglöcher wechseln sich mit Asphaltstücken ab. Starker Regen erschwerte uns zusätzlich das Vorankommen. Wir sind kaputt. Haben keine Lust mehr auf Regen. Wie gut, das unsere Räder so robust sind. Wie gut, das wir mit unserem Zelt im überdachten Vorraum des Fährgebäudes übernachten können. So ist wenigstens noch etwas trocken.
Von Albanien aus ging es in den Kosovo. Einem Land, von dem wir uns gerne selbst ein Bild machen wollen. Hier ruft der Muezzin wieder zum Gebet und Moscheen prägen die Stadtbilder. Auf der Straße ist Konzentration angesagt wegen der vielen Schlaglöcher.
Auch hier wurden wir mit einer tollen Landschaft und wenig Verkehr durch den Sharri Nationalpark begrüßt. Allerdings auch mit Regen und fallenden Temperaturen, umso weiter wir hinauf kommen. Ja, sogar unsere dicken Handschuhe haben wir bei Schneeregen auf 1500 m wieder herausgekramt. So langsam raubt uns das durchweg schlechte Wetter die Kraft. Sommer, Sonne, Sonnenschein, wo bleibst du? Wir müssen dringend unsere Sachen trocknen. So beschließen wir in Skopje in Mazedonien ein wenig Pause zu machen und uns zu erholen.

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Martin (Freitag, 06 Mai 2016 13:52)
Schoene Bilder und Videos. Wuensche euch besseres Wetter.
Werner (Freitag, 06 Mai 2016 16:28)
Was gäbe ich dafür nicht 62 Jahre alt zu sein sondern 26 Jahre alt zu sein . Ich könnte dann mit euch radeln und die tolle Landschaft besser sehen und vor allem auch riechen . Natürlich nur bei schönem Wetter und Dixieklo dabei .
Gabi Simon (Freitag, 06 Mai 2016 16:57)
toll, Eure Reiseberichte und die Fotos und Videos!
Ich wünsche Euch und der Tigerente eine gute Reise und bin gespannt auf Eure weiteren Berichte. Macht doch irgendwann einmal ein Buch daraus! Vielleicht erlebe ich als "alte" Buchhändlerin es noch, dass ich das dann einmal mit Begeisterung verkaufen kann.
Viele Grüße
Gabi
Regina Haas (Freitag, 06 Mai 2016 17:28)
I`m praying for better weather , but no heatwave, either- please!
Keep warm.
Ute (Freitag, 06 Mai 2016 19:03)
Eure Landschaftsbilder sind traumhaft. Ich wünsche euch künftig viel Sonnenschein
Inge (Freitag, 06 Mai 2016 20:11)
Super Bericht und klasse Bilder.
Drück die Daumen das ihr besseres Wetter bekommt.
Liebe Grüße aus Viernheim
Ronny (Samstag, 07 Mai 2016 07:10)
Einfach unbeschreiblich schön, was man hier liest und sieht!
Weiterhin gute Fahrt!
Ramona H. (Samstag, 07 Mai 2016 10:15)
Ihr seid der Hammer! Macht weiter so, ich warte immer schon auf neue Berichte und Bilder von Euch :-) alles Gute wünsche ich euch und endlich mal viel Sonnenschein!
Martin (Donnerstag, 12 Mai 2016 14:36)
Durchhalten! Der Sommer kommt bestimmt irgendwann.
Viel Spaß weiterhin!