Slowenien, wir kommen! Aber leider sehr langsam... Ausgerechnet den Wurzenpass mit
18 % Steigung haben wir uns ausgesucht, um nach Slowenien zu gelangen. Andi hatte ihn als schöne Erinnerung abgespeichert, als er mit seinen Eltern und Wohnwagen hier war. Nachträglich bezweifle ich, dass es sich hierbei um den Wurzenpass gehandelt hat. Außer rückwärts wieder herunter kommt hier kein Wohnwagen lebend hinauf. Naja, was wir einmal angefangen haben, bringen wir zu Ende. Zähne zusammen beißen!! Auch wenn am steilsten Stück mit rund 600m schieben angesagt ist. Das voll bepackte Rad zu schieben ist eine Tortur und fast noch anstrengender, als das Fahren an sich. Ich verfluche innerlich den Pass und die Entscheidung hier hinauf zu fahren. Einmal und nie wieder, steht bei uns beiden fest. Aber wir sind angekommen auf 1073 m und haben gleichzeitig die ersten 1000 km seit dem Start unserer Reise überschritten.

Die Strapazen werden belohnt, der Triglav Nationalpark wartet auf uns. Um an die Soča zu gelangen, müssen wir an diesem Tag mit dem Vršič einen weiteren Pass bezwingen. Es geht den ganzen Tag bergauf. Der Pass ist für Autos offiziell noch gesperrt, als Radfahrer dürfen wir jedoch passieren, zumindest haben die Polizisten nichts dagegen. Bis auf eine Hand voll Autos sind wir den ganzen Tag für uns allein. Wir genießen die Natur, die umliegenden Berge und die Ruhe. Wir beißen uns durch, auch wenn die Steigungen hier teilweise ordentlich sind. Um so näher wir dem Gipfel kommen, umso mehr Schnee liegt hier. Die Schneefräsen stehen noch am Wegesrand. Vor einer Woche wären wir hier mit Sicherheit noch nicht hinauf gekommen. Von oben haben wir einen fantastischen Ausblick über den Triglav und die umliegenden Berge. Es ist kalt und windig und die Abfahrt hinunter zur Soča lange. Wir sehen einige Rehe und einen Elch, der uns genauso verdutzt anschaut wie wir ihn. An diesem Tag haben wir bei einer Streckenlänge von 70 km einen Anstieg von 1600 Hm bewältigt. Eine ganze Menge.
Die Soča ist uns noch gut in Erinnerung. Als Jugendliche waren wir hier im Sommer zum Kajak fahren. Schon damals hat uns das türkisblaue und kristallklare Wasser, das jährlich tausende Kajaker, Wanderer und Naturliebhaber anzieht, fasziniert. Es war uns sehr wichtig, auf unserer Reise hier vorbei zu kommen.
Die Wintersaison ist vorbei und die Sommersaison hat noch nicht angefangen, so sind kaum Menschen und Autos unterwegs. Wir genießen es!
Nach der Soča wartet mit den Höhlen von Postojna ein weiteres slowenisches Highlight auf uns. Mit rund 24 Kilometern an Gängen und Höhlen ist sie einfach riesig. Auch wenn der Eintrittspreis mit fast 50€ für zwei Personen unser Tagesbudget um ein vielfaches übersteigt, gönnen wir uns die 2 Stunden Luxus, die wir hier verbringen. Die Fahrt mit der Bahn in den Berg ist einmalig. Wir finden es beeindruckend, was unter der Erde so alles schlummert. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, hierher zu fahren.
Entlang der kroatischen Küste nimmt der Verkehr wieder stark zu. Daran müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Gott sei dank ist Nebensaison und so sind nur wenige Wohnwägen unterwegs. Wohnwägen sind etwas, was wir als Radler besonders hassen, da die Fahrer meist nicht berücksichtigen, dass ihr Hinterteil breiter als das Zugauto ist. Viel Verkehr kostet neben Großstädten viel Kraft und Energie, deshalb versuchen wir dies weitestgehend zu vermeiden. An der kroatischen Küste bekommen wir es mit, wie es hier genannt wird, "Bora", das heißt starke Windböen aus nördlicher Richtung, zu tun. Gepaart mit Starkregen kein Genuss für Radler. Die Gicht spritzt die Kaimauer hinauf und wir kämpfen mit unserem Zelt, das aber stand hält. Wie gut, dass wir uns den Tag zuvor entschlossen haben auf einen Campingplatz zu gehen. Dies war gleich zweimal die richtige Entscheidung, sonst hätten wir nicht Kjell und Karin aus Schweden kennen gelehrt. Die beiden sind mit den Motorrädern bereits einmal um die Welt gefahren und aktuell im ihrem Wohnmobil im Balkan unterwegs. Sie verwöhnen uns mit Gesprächen und einem köstlichen Frühstück am nächsten Tag.
Eigentlich wollten wir weiterfahren und haben schon alles abgebaut, da setzt der Starkregen ein. Wir sitzen hier fest! Der Sturm ist einfach zu stark, um auf der Küstenstraße unterwegs zu sein und so legen wir einen unfreiwilligen Stopp im Toilettenhäuschen des Campingplatzes ein. Aber immerhin gibt es Strom, Wifi und Wasser. Wir werden wohl eine weitere Nacht auf dem Camping verbringen müssen. Wir werden sehen...
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Ronald Pföhler (Dienstag, 19 April 2016 16:11)
Klasse Bericht und beeindruckende Bilder!
Rolf aus Worms (Dienstag, 19 April 2016 16:46)
Sehe immer mit Spannung Eurem neuen Blo entgegen und wünsche Euch alles Gute auf der weiteren Reise.
Tina aus Bürstadt (Dienstag, 19 April 2016 16:55)
Wahnsinn, was ihr da macht =D wir finden das toll ;) lese immer mit Begeisterung eure Berichte :)
Jürgen Fahlbusch (Dienstag, 19 April 2016 17:17)
Ein super Projekt und ein hohes Pensum was Ihr an den Tag legt.
Da ich selbst viele Länder bereist habe, allerdings nicht per Pedes, verfolge ich Eure Berichte natürlich mit Interesse. Weiterhin viel Spaß und gutes Gelingen.
Inge (Dienstag, 19 April 2016 18:07)
Wenn man den Bericht liest ist man mit den Gedanken dabei. Super geschrieben, vielen Dank das wir teilhaben dürfen.
Viele Grüße Inge
Martin (Mittwoch, 20 April 2016 06:54)
Alles unter 12 % Steigung geht :)
Weiter so!
Peter Winkler (Mittwoch, 20 April 2016 10:20)
Tolles Projekt!
Tolle Leistungen von Euch.
Lese die Berichte mit Interesse.
Und wäre am Liebsten dabei.
Viel Glück und Gesundheit wünsche ich Euch.
Gruß Peter
Rocco (Mittwoch, 20 April 2016 11:44)
Hey ihr Beiden,
haben uns bisher leider nie kennengelernt aber ich verfolge Euren interessanten Blog. Kevin , ein gemeinsamer Kumpel hat mir schon viel von Euch berichtet. Bin selbst auch ständig auf Radreise in allen möglichen Regionen unterwegs nur leider nicht so lang am Stück wie ihr :)
Ich wünsche Euch auf Eurer Reise alles Gute, viele Impressionen, interessante Erfahrungen und immer ein gutes Händchen, für alle Situationen die da kommen mögen.
Saugt die Landschaft und die Menschen in Euch auf und geniiieeest die Tour an jedem Tag, so hart es manchmal auch erscheinen möge.
Allzeit gute Fahrt und immer genug Luft im Reifen
Viele Grüße aus Mannheim
Rocco
Klemens und Michaela (Samstag, 23 April 2016 10:56)
Hallo, ihr 2!
Liebe Grüße, leider nicht aus Rom!
Haben uns in Padua die Räder geklaut! Es war trotzdem eine schöne Fahrt, nur halt ein bisserl kurz.
Wir wünschen Euch alles Liebe...und passt gut auf Eure Drahtesel auf!
Steffi & Andi (Montag, 25 April 2016 08:36)
@Rocco: Kevin hatte schon viel von dir erzählt ;-). Vieleicht schaffen wir es ja nach der Reise mal uns zu treffen.
@Klemens und Michaela: Das ist echt schrecklich zu hören. Wurde euch auch das Gepäck geklaut? Ein Glück hattet ihr nicht die richtig guten Velos dabei. Wir haben jetzt schon häufiger hören müssen, dass Italien was Raddiebstahl angeht heftig sein muss. Hoffentlich habt ihr dennoch ein paar schöne Tage gehabt.
Alles Liebe aus Kroatien
Tobias aus Ilvesheim (Mittwoch, 04 Mai 2016 00:35)
Hallo ihr Zwei!
Absolut genial was ihr zwei macht, ich werde eure Reise mit sehr großem Interesse verfolgen!!
Ich bin vor 3 Jahren am 13.04.13 in Ilvesheim zu einer 3-monatigen Radreise durch Europa losgefahren und war am 06.05. in Split. Ich fühle also absolut mit euch und bin gedanklich im Reisefieber :-).
Für eure Reise wünsche ich euch alles Gute, viele tolle Eindrücke, Durchhaltevermögen bei Gegenwind und Regen, Gesundheit (vor allem einen intakten Allerwertesten) und... genießt es!
... und ich glaube es gibt doch den richtigen Zeitpunkt für eine solche Reise - bei euch genau jetzt :-)!
Viele Grüße
Tobias